Giftfrei Gärtnern: Warum „bio“ im Garten und auf dem Balkon sinnvoll ist

Schachbrett Schmetterling oder Tagfalter im Biogarten
Gestatten: Schachbrett, ein Tagfalter und Hummel auf einer Halskrausendahlie, übrigens eine hervorragende Nektarpflanze, die bis zum Frost blühen kann. Wer im Biogarten (und auf dem Biobalkon) giftfrei gärtnert, hat schnell so schicken Besuch.

Biologisch zu gärtnern auf Balkonien und im Garten macht einfach Sinn. Alles wächst und gedeiht in einem Kreislaufsystem und die Natur hat ein ideales Refugium, jenseits von Pestiziden und Steinwüsten. Erster Teil: Warum giftfreies Gärtnern so wichtig ist.

Warum giftfreies Gärtnern Sinn macht

„Hilfe, meine Pflanze ist voll von Blattläusen… !“ oder „die Schnecken fressen mir alles ab!“ und gerne auch „der Giersch nimmt meinen Garten ein!“, was viele übrigens mit dem Kommentar „aufessen“ kommentieren., was aber vielen so gar nicht schmeckt (und beispielsweise bei stark lehmigen Boden sogar gruselig nach einem Stück muffiger Erde). An drei Beipielen erkläre ich einfach, warum Gifte im Garten tabu sein sollten.

Beispiel 1: Blattläuse und Nützlinge

In Sachen Gifte im Garten sind wir bei einem der wichtigsten Punkte im Bio- oder Naturgarten. Selbst so Hausmittelchen wie Neemöl, normales Öl und was es da alles gibt, nehmen wir das Beispiel Blattläuse, ist letztlich ein Fehler, den wir nur allzu schnell machen. Nehmen wir die echt lästigen Blattläuse.

Blattläuse scheinen viele Gärtner zu gruseln. Grün, braun, grau oder schwarz sind die saugenden Insekten, die urplötzlich im Frühjahr oder zum Sommeranfang unsere Pflanzen massenhaft befallen können. Dabei schaden sie vielen Pflanzen nicht, und, im Gegenteil, letztlich sind sie nützlich. Wer nichts gegen sie unternimmt, wird schon bald bemerken: Marienkäfer stellen sich ein, meist zuerst in Form der seltsamen, schwarz-roten Marienkäferlarven. Auch die weniger bekannte Florfliege, ihre Larve nennt sich Blattlauslöwe, Schlupfwespenarten und die fröhlich zwitschernden Meisen stürzen sich auf die willkommene Nahrung in einer insektenarmen und -feindlichen Welt. Binnen ein paar Tagen wird das Problem meist völlig aus der Welt geschafft. Sommerliche Hitze trägt ihr Übriges bei.

Blattläuse sind nur ein kleines Rädchen im Naturkreislauf, aber sie sind wichtig. Wichtiger als man ahnen mag, denn ohne sie haben ihre genannten Feinde ein echtes Nahrungsproblem.

  • Tipp: An Rosenknospen spüle ich sie einfach mit Wasser und unter Reiben ab, denn das ist sonst echt blöd, da der ausgeschiedene Honigtau auf den Blättern darunter eine ideale Basis für Sternrußtau an Rosen ist. Ist der „Kleber“ abgespült, dann sind Rosen oftmals viel gesünder… Und ja, man kann die saugenden Insekten so loswerden. In Nullkommanix. Schließlich gibt es ja noch mehr Wasser im Haus, um sich notfalls anschließend die Hände zu waschen.

Beispiel 2: Schnecken und Nahrungskette

Ähnlich geht es mit Schnecken. Klar, sie können verheerend wirken! Bei uns zum Beispiel haben Lupinen dieses Jahr kaum eine Überlebenschance. Auch die nektarreichen, hübschen Ziersalbei-Pflanzen haben kaum eine Chance. Dann heißt es absammeln, statt Pellets mit Schneckengiften zu werfen. Und sich gegebenenfalls von diesen Pflanzen zu verabschieden. Warum? Igel, Kröten, Frösche, Eidechsen – sie alle leben, ja, leider auch von Schnecken. Genauer, Nacktschnecken, die immensen Schaden anrichten können.

  • Tipps: Ist der Garten allzu sehr von Schnecken verseucht, dann baut eben Hochbeete in der Gemüseabteilung und macht sie schneckensicher mit Kupferband*, das es heute in jedem Gartencenter gibt. Da wollen die Schleimer echt nicht hinüberkriechen.
  • Auch sollte Wildwuchs unter empfindlichen Blüh- und Gemüsepflanzen möglichst beseitigt werden.
  • wer mit der Hacke oder dem Sauzahn regelmäßig den Boden bearbeitet, macht es Schnecken schwer, an ihre begehrte grüne Beute zu gelangen.
  • Schneckenkorn macht vor hausbesitzenden Schnecken leider keinen Halt. Und die schöne große Weinbergschnecke steht sogar unter Schutz.
  • Einzelne Pflanzen kann man mit einem größeren Ring grob zerkleinerter Eierschalen schützen. Kaffeesatz interessiert die Pflanzenvernichter indes nicht.
  • Zudem hilft es, den Schneckenfeinden zu helfen. Laub-, Stein- und Totholzhaufen sind für Eidechsen, Blindschleichen und Co. ideale Unterschlüpfe.

Übrigens: Es sind nur die Nacktschnecken, die Schaden anrichten. Harmlose Hausschnecken fressen praktisch nur Abfall. Und die Gelege der Nacktschnecken. Wie der Tigerschnegel, eine cool gemusterte Nacktschnecke, übrigens auch.

Tigerschnegel, ein Nützling im Biogarten und Naturgarten
Das ist ein Tigerschnegel, eine ganz besondere Nacktschnecke. Neben Abfall und Ass frisst diese Spezies leidenschaftlich gerne die Gelege von Nacktschnecken. Wo er zuhause ist, ist der Biogarten in Ordnung. Und weniger von Nacktschnecken heimgesucht. Sie werden übrigens noch viel größer und mehrere Jahre alt.

Beispiel 3: Kampf gegen Giersch

Nehmen wir den Giersch, in manchen Gärten ein übler Gegenspieler, nicht nur für den ordnungsliebenden Gärtner. Denn er ist echt lästig, sehr hartnäckig, nimmt schnell überhand und „erstickt“ die ehemals so schönen Stauden, wenn er sie überwuchert. Und es macht wirklich keinen Sinn zum Spaten zu greifen und alles auszubuddeln, ihn aus dem Beet zu zupfen schon gar nicht. Warum? Gefühlte Millimeter seines sehr brüchigen Wurzelwerks reichen dem Überlebenskünstler aus, um mit neuer Kraft die Regie im Beet zu übernehmen.

Gifte, mit oder ohne Glyphosat sind im Biogarten tabu. Sicher, sie wirken, haben aber immense Auswirkungen gerade auf tierisches Leben im Garten.

Tipps gegen Giersch:

  • Regelmäßig sein gesamtes Blattwerk zu schneiden wirkt Wunder. Das hungert selbst diese hartnäckige Pflanze aus. Man muss ihn ja nicht unbedingt essen. Auf dem Kompost leistet sein Blattwerk auch gute Dienste.
  • Beete, bei denen es möglich ist, eine Saison eine Mulchfolie* auflegen. Gerade brachliegende Flächen werden in einem Jahr so frei von Giersch. Dicker Karton, der mit Erde oder Kompost abgedeckt wird, geht auch. Zumal der Karton nach einem Jahr verrottet und der Giersch verschwunden sein sollte.
  • Und dann hilft wohl noch, das empfiehlt der Bio-Pflanzendoktor Rene Wadas (Buch: „ Der Pflanzenarzt: Mein große Praxishandbuch für Garten und Balkon* ), den wuchernden Giersch mit Kartoffelwasser zu gießen. Hierzu Kartoffelschalen kurz aufkochen, die Schalen mitsamt der Brühe pürieren, ein paar Tage stehenlassen bis es gärt und schäumt. Und dann regelmäßig gießen, bis der Giersch verschwindet.
  • Ultima ratio gegen Giersch: Umziehen. 😉

Das Genannte sind jetzt nur drei Beispiele, warum giftfreies Gärtnern absolut Sinn macht. Von den viel diskutierten Nützlingen, den Bestäubern wie Bienen, Schwebfliegen, Tag- und Nachtfaltern gar nicht zu reden. Denn wer mit mehr oder minder chemischen Mitteln in seinem Garten arbeitet, macht diesen bedrohten Spezies echt das Leben schwer. Wer es bleiben lässt, tut im Garten und auf dem Balkon sehr viel Nützliches. Denn schließlich können Hausgärten nachweislich die Bienen retten, um eines der vielen Beispiele für einen gesunden Naturkreislauf im Garten zu nennen.

Letztlich geht es um ein System, in der der Garten und natürlich Euer Balkon, einer von über 30 Millionen (leider viel zu wenig genutzten) kleinen grünen Oasen.

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Ein Gedanke zu “Giftfrei Gärtnern: Warum „bio“ im Garten und auf dem Balkon sinnvoll ist

  1. Ich habe dieses Jahr auch die Erfahrung gemacht, dass sich die Marienkäfer von selbst ansiedeln, wenn Blattläuse vorhanden sind. Und sie bleiben, bis alle Läuse weg gefressen sind.
    Auch Ohrenkneifer kommen bis in den dritten Stock auf den Balkon.

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