Muhvie.de: Meine Leidenschaft fürs Gärtnern, praktische Tipps für den großen oder den kleinen Balkongarten

Tipps zur Gartenarbeit von der Anzucht bis zur Ernte
Gartentipps für große und kleine Gärten, den Topfgarten und den Balkongarten. Hier eine kleine Ernte aus dem Topfgarten im August.

„Wir lieben Lebensmittel“ ist ein sicher bei vielen bekannter Werbespruch einer Supermarktkette. Strenggenommen sollte das auch jeder Verbraucher oder Konsument sagen, denn schließlich sind Lebensmittel Mittel zum Leben, die jeder schätzen und lieben sollte. Um zu zeigen, dass das Gärtnern wirklich einfach ist und überall möglich ist – im üblichen Familiengarten, im Topf- oder Balkongarten –, dass die Gartenarbeit Spaß macht und die Ergebnisse einfach für mehr oder minder viel Arbeit entlohnen, ja, dafür, schreibe ich den Blog Muvie.de. Meine Schwerpunkte hierbei sollen sein: Der Gemüseanbau von der Anzucht aus Samen bis zur leckeren Verarbeitung, aber auch die Bienchen und Blümchen sollen nicht zu kurz kommen. Denn das ist nicht nur schön fürs Auge und die Seele, sondern trägt dazu bei, die Artenvielfalt zu fördern. Und schon vorab: Meine Tomaten und die Gurken werden immer im Topf besser, als im Gemüsebeet.

Warum sich im großen, im kleinen oder dem ganz kleinen Balkongarten der Gemüseanbau lohnt

Ob auf kleinem Raum, also dem Topf- oder Balkongarten, oder im mehr oder weniger großen Garten: Frische Lebensmittel sind doch einfach was Tolles und aus dem eigenen Anbau erst recht, zumal es wirklich nicht frischer geht! Habt Ihr schon mal etwas selbst angebaut? Einen mehr oder weniger großen Teil Eures Gartens genutzt, oder gar im Balkongarten? Das hat viele Vorteile und lohnt sich. Zum einen, neben dem Spaß den auch ein Balkongarten bereiten kann, geht es einfach nicht gesünder, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. Denn Gemüse oder Salat verliert Tag für Tag 30 – 70 % der wertvollen Inhaltstoffe ab dem Tag der Ernte. Zum anderen hat man in mehr oder minder großen Mengen immer das parat wonach einem is(s)t. Die frischen, duftenden Kräuter, den knackigen Salat, saftige Gurken, Zucchini oder die bei uns Deutschen so geliebten Tomaten. Und ist es mal zu viel, dann kann man die Überschüsse wunderbar einfach einmachen oder anderweitig haltbar machen.

Apropos lohnen: Selbst wenn man wirklich mitten in der Stadt wohnt, einen kleinen Balkon zum Garten macht, vielleicht in einem Hinterhof, in dem ein kleines Eckchen sowieso unschön gepflasterter Fläche frei ist, sollte man einfach seinen eigenen Topfgarten einrichten und etwas Gemüse anbauen. Das spart zumindest am Anfang vielleicht nicht wirklich Geld beim Lebensmittelkonsum – Töpfe kaufen, Erde und Samen –, aber es macht Spaß und ist Genuss pur. Nebenbei ist der Balkongarten – natürlich auch ein mehr oder weniger großer Garten – auch noch nachhaltig.

Frisch auf den Tisch: Im kleinen grünen Reich geht Vieles

Physalis, Kürbis, Chili und vieles mehr im Topfgarten anbauen
Vieles kann man Garten genauso wie auf dem Balkon anbauen. Selbst Kürbis, Chili sowieso. Die Physalis im Topfgarten war sogar 3x so ertragsreich wie im Beet.

Mein Ziel ist es in Zeiten der Fertigmahlzeiten, der Pestizide und zweifelhafter, weltweiter Lebensmitteltransporte, auf dieser kleinen Hobbygärtnerseite zu zeigen, dass selbst der Unerfahrene auf kleiner Fläche ein eigenes Gemüsereich entstehen lassen kann. Dass es mit etwas Erfahrung, vor allem aber mit Beobachtungsgabe, durchaus eine reiche Ernte im Topf- oder Balkongarten geben kann, da kommt ein Beleg aus England. Die altehrwürdige, königliche Gartenakademie, die RHS, hat einen Versuch gestartet, bei dem zwei Gärtnerinnen auf einer Fläche von nur 3 x 3 Metern Gemüse für einen kleinen Haushalt angebaut hatten. Das Ergebnis: Monatelang sehr viel eigenes Gemüse und Salat.

Gemüse und Co. selbst anbauen: So unvergleichlich lecker wie umweltfreundlich

Ein weiteres Beispiel, welches auch für den Balkongarten spricht: Was meint Ihr entsteht aus 500.000 illegal gebohrten Brunnen, Tonnen von Plastik und jeder Menge Pestiziden und, im der kalten Jahreszeit, ganz viel Energie für Tomaten oder Zucchini im Winter? Spanisches Gemüse, das in jedem deutschen Supermarkt zu finden ist, das mit oftmals vielen Umwelteinflüssen hergestellt, dann durch halb Europa transportiert wird, um dann ein tristes Dasein in unseren Auslagen zu fristen, wovon ein gehöriger Teil einfach zu Müll wird.

Dabei reicht zur Not sogar eine Fensterbank aus, um beispielsweise seine eigenen Kräuter anzubauen, vielleicht auch mal einen Pflücksalat oder Ruccola, Radieschen und Sprossen sowieso. Wer es noch nicht ausprobiert hat und irgendwo einen passenden Platz findet, greift zu ein paar Töpfen – Vieles im Balkongarten gedeiht im normalen Blumenkasten – mit Wasserabzug (Löchern auf der Unterseite) oder plant eine kleine Gartenecke für den Gemüseanbau ein, nehmt gute Erde, tolles Saatgut, füllt die Gießkanne und probiert es einfach aus. Denn: Der Himmel ist eine selbstgeerntete Gurke oder eine noch warme, von der Sonne verwöhnte Tomate, die man am besten direkt vom Strauch isst. Von den guten Inhaltsstoffen, die frisch auf den Tisch – oder gleich in den Mund wandern – mal ganz abgesehen. Lebloser Salat mit hängenden Blättern und weiche Radieschen denen der klassische Biss fehlt, gehören dann zumindest bis zu einem gewissen Grad der Vergangenheit an.

Und, denkt mal an den nächsten geselligen Abend mit Freunden, wenn Sie Euch für den lecker-knackigen Salat loben. Aus dem eigenen Blumenkasten.

Tomaten und Spinat selbst anbauen für eine leckere Pastasauce
Spinat und Tomaten, frisch geerntet aus dem Beet und Balkongarten, eine angedünstete Schalotte und Knoblauchzehe, abgelöscht mit Wein, gewürzt mit Salz, Pfeffer, Paprika, Muskat, etwas Cayenne und Paprika, Finish mit Sahne. Fertig ist das leckere Mahl, serviert mit Pasta.

Selbstgezogenes Gemüse: Was sich zum Selbstanbau lohnt

Ich für meinen Teil habe zwar einen Garten und ein selbstgebautes Hochbeet, das ich nicht mehr missen möchte, doch, verblüffend aber wahr: Die Tomatenernte im Kübel auf dem Balkon ist wie bereits erwähnt merklich besser ausgefallen, als im Garten! Daher: Eine Tomate ist schon völlig glücklich mit einem etwa 40 Zentimeter großen Topf. Zwar sagen einige Gartenspezialisten, dass in allzu windiger oder nicht vollsonniger Lage das Ganze nicht funktioniert, auch geschützt soll es sein. Doch Versuch macht klug. Tomaten benötigen es warm, geschützt und luftig, nicht aber unbedingt in praller Sonne. Auch der Halt sollte stimmen, spätestens wenn sie voller Früchte hängen. Übrigens: Auch die Gurken gedeihen im Topf bestens, der Salat und die Radieschen selbst im Blumenkasten. Es lässt sich einfach Vieles auf kleinem Raum anbauen, mit mehr Platz sowieso. Tipps und Tricks nicht nur für den Balkongarten gibt es in meiner Gartenrubrik, natürliche Dünge-Tipps und Schädlingsabwehr inklusive.

Erst kürzlich hat eine englische Gärtnerin bewiesen, dass nicht nur wir Deutschen einen Faible für Zahlen und Statistiken haben. Denn sie hat getestet, was sich in Töpfen in welchen Mengen so alles anbauen lässt.* Einen Test mit der Küchenwaage, den ich dieses Jahr unter anderem auch im Topfgarten und Balkongarten durchgeführt habe. Mit erstaunlichen Ergebnissen. Aber hierzu in einem gesonderten Beitrag in Kürze mehr.

Das beste Gemüse für Balkon und andere Stellplätze

Die Gärtnerin hat in zehn 38-cm-Durchmesser großen Pflanzkübeln folgende Ernten eingefahren: 11 Portionen einer Mini-Prinzessbohne, nahezu 100 sonnengereifte Cherrytomaten, 8 Portionen frischer Pflücksalat, fast 60 knackige Radieschen, fünf Portionen süße Erbsen, 5 Portionen Mangold und Karotten, vier Zucchini und ein paar Schüsseln Rucola. Dazu noch einige Hände voll Brunnenkresse, die sie aus Blättern einer Salattüte in Wasser wurzeln ließ. Ganz ordentlich, oder nicht? Und in unseren Breiten kann es noch weitaus mehr sein. Letztes Jahr zum Beispiel habe ich von einer Gurke bis Mitte Juli etwa drei Kilo Gurken (10 kleinere Gurken) geerntet. Und danach ging es noch einige Zeit weiter, dieses Jahr war es sogar noch mehr.

Tipp: Gemüse selber ziehen aus variantenreichen Samen

Tomaten_März_2000
Etwa 400 Tomatensorten in Form von Tomatensamen gibt es bei ein paar spezialisierten, nachhaltig denkenden Züchtern. Nach der gelungenen Anzucht und Reife der Tomaten heißt es dann: Tomatensamen selber sammeln.
Rote Karotten und anderes Biogemüse aus Samen selber ziehen
Spezialisierte Züchter und Onlinehändler haben eine ganz andere Auswahl wie das Standardprogramm. Sei es beim Einkauf im Supermarkt oder für die Aussaat in der Samenabteilung und für den eigenen Garten. Wie wäre es mal mit roten, weißen oder gelben, sehr schmackhaften Karotten? Wer selbst anbaut hat die leckere Vielfalt.

Alleine unter den Tomaten gibt es eine unglaubliche Sortenvielfalt von mehreren Hundert. Bei anderen Pflanzen sieht es nicht anders aus. Dagegen gibt es auf dem Markt oder im (Fach-)handel immer nur eine beschränkte Auswahl an Gemüsepflanzen. Wer es sich zutraut, sollte sich in den Wintermonaten die entsprechenden Samen zulegen. „Bio“ ist meine persönliche Wahl, wer zumindest auf Gentechnik verzichtet (das steht z.B. auf den Samentüten bei T**m) trifft zumindest eine natürliche Wahl. Wer es noch nicht gewagt hat mit den Teil fummeligen Samen zu arbeiten, auch das wird auf Muhvie.de immer mal wieder erklärt.

Am besten auch noch spezielle Anzuchttöpfe und –Schalen mit Deckel sowie Anzuchterde besorgen, wird auf der Fensterbank vorgezogen. Die Töpfe sind klein und rund oder viereckig und lösen sich in der Erde problemlos auf. Tipp: Es gibt torffreie, das schont die Umwelt. Die speziellen Anzuchtschalen mit Deckel, in die man die Anzuchttöpfe stellt, sorgen für ein gutes, feuchtes Mikroklima. So kann man ganz einfach mit den eigenen Tomaten, noch dazu wirklich preisgünstig bei einer Samenpackung um die zwei bis vier Euro mit etwa 10 bis 100 Tomatensamen mit entsprechend vielen Tomatenpflanzen rechnen. Nicht anders sieht es mit Radieschen, Zuckerschoten, Bohnen, Spinat und all den anderen leckeren Gemüsesorten aus. Aus einer Samenpackung gibt es für das Gemüsebeet oder den Balkongarten viele, viele leckere Pflänzchen.

Ein Versuch ist es allemal wert. Und hat man auch nur einen Topf- oder Balkongarten.

Bei Fragen, einfach melden unter redaktion (at) muhvie.de!

Jürgen Rösemeier-Buhmann

*Test veröffentlicht im BBC Gardener`s World Magazin, 04/2014

Text & alle Bilder (c) JayRB

Print Friendly, PDF & Email
Please follow and like us:
onpost_follow 0
fb-share-icon1
Tweet1
Pinterest7
Share20

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error

Dir gefällt, was du gelesen hast? Bitte weitersagen. :-)