Die Bienen im Garten und auf dem Balkon brauchen unsere Hilfe. Die wichtigsten Lebewesen auf unserem Planeten benötigen, neben den richtigen Futterpflanzen und einer Wasserstelle, eine adäquate Unterkunft. Für alle Wildbienen die nicht in der Erde nisten ode rihre Brut dort ablegen, ist ein Insektenhotel die richtige und überlebenswichtige Anlaufstation. Was zu beachten ist, wie man eine Wildbienen-Unterkunft selbst bauen kann und zwei Buchtipps in Sachen Selberbauen.
Im zeitigen Frühjahr summt und brummt es in unseren blühenden Obstbäumen, im Sommer erobern die fleißigen Nektarsammler das Blumenbeet und selbst den blühenden Balkon im vierten Stock. Und im Herbst, bei den letzten warmen Sonnenstrahlen, nutzen sie nochmals das letzte, leider aber allzu spärlich vorhandene Nektarangebot.
Wildbienen sind faszinierend, laut Experten viel fleißiger als Honigbienen und extrem wichtig für den Erhalt der Vielfalt in der Natur und für unser Nahrungsangebot. Leider finden sie weniger und weniger das passende Nahrungsangebot und adäquate Lebensräume.
Wildbienen seit langem in Gefahr
Die Wildbienen sind in Gefahr wird seit Kurzem besonders laut in unsere durch Monokulturen und eine begradigten Natur geprägte Flora und Fauna hinausgerufen, die von leb- und lieblosen Gärten leider abgerundet wird. Doch bereits vor über 25 Jahren wurde geschätzt, dass etwa sieben Prozent der einst heimischen Wildbienenarten als ausgestorben galten; etwa 40 Prozent von ihnen waren schon damals gefährdet oder akut gefährdet.
Da heißt es mehr denn je zu handeln und zu helfen. Nebenbei endet hier die Argumentation für geschotterte Vorgärten, für Thuja- und Kirschlorbeerhecken hinter dem Haus, die mehr und mehr von gepflegtem Rasen, Swimming-Pools, Trampolins und raumgreifenden Loungemöbeln, weniger und weniger von üppigem Blütenflor geprägt werden.
Handeln ist angesagt
Mein Plädoyer gilt daher nicht nur einem opulentem Blütenflor, der auch auf kleinstem Raum möglich ist, sondern auch dem Angebot von Nisthilfen für Wildbienen. Sie finden einfach weniger und weniger Quartiere als Bruthöhlen und/oder für die Überwinterung. Warum? Weil unsere Wälder meist peinlichst genau aufgeräumt sind, anstatt in Totholz Nisthöhlen zu bieten. Cleane Hauswände ohne Mauerritzen, mehr oder minder perfekt gedämmte Dächer ohne nützliche Fugen, aufgeräumte, stetig kleiner werdende Gärten ohne eine Schmuddelecke mit vielleicht einer überwuchernden Brombeerhecke, deren Stängel von einigen Wildbienen gerne genutzt werden. Nur Beispiele in unserer aufgeräumten Umwelt, die es den Bienen wirklich schwer macht und was ihre Bedrohung merklich verschärft. Von bedrohlichen Umweltgiften gar nicht gesprochen.
Was sehr hilft: Eine Nisthilfe für Wildbienen. Aber bitte die richtige, die man auch ganz einfach selbst bauen kann. Denn oft sind im Handel angebotene Produkte einfach völlig unnötig, da sie ihren potentiellen Bewohnern nicht die richtigen Bedingungen bieten. Ein paar klassische Fehler der zu kaufenden Insekten- und/oder Wildbienenhotels: Die angebohrten Ast- oder Baumscheiben, die unnötigen Tannenzapfen oder Holz-Hackschnitzel, die kein Insekt jemals bewohnen wird oder der meist obligatorische kleine Kasten mit Schlitz, der zwar für Schmetterlinge gedacht ist, aber sicherlich noch keinen Vertreter der Falter jemals ein Quartier bot.
Wildbienenhotel selber bauen: Ein paar Basics und mein selbstgebautes Mehrfamilienhaus im Garten
Die Mehrheit der Wildbienen baut ihr Nest für den Nachwuchs in der Erde, etwa auf Trockenwiesen, geschützt unter Sträuchern und in alten Mäuselöchern. Zudem mögen Sie natürlichen Höhlen wie etwa die Fraßlöcher anderer Insekten in Baumstämmen oder in hohlen Stängeln. Aber auch in unseren Gärten können Wildbienen und ihr Nachwuchs überwintern, wie etwa in Totholz- oder Reisighaufen, und großen Aststücken, in Mauerritzen.
In der Erde überwintert übrigens nicht nur der Nachwuchs, sondern auch junge Hummelköniginnen, die als einzige solitär lebende Wildbienen den Winter überleben.
Hier kann jeder ganz leicht einen adäquaten Ersatz bauen oder basteln. Und dabei Fehler machen. So wie etwa die oben genannten Ast- oder Baumscheiben, die noch dazu meist mit stets gleichgroßen Löchern versehen sind.
Von Holzscheiben und dem richtigen Holz
Diese Holzscheiben sind leider falsch, denn: Die darin befindlichen Löcher sind immer mit der Faser gebohrt, was irgendwann zur Folge hat, dass sie reißen. Und damit die Bruthöhlen geöffnet werden. Tödlich für die darin lebenden Bewohner. Zudem mag die Vielfalt der großen kleinen, dicken, schlanken Bienen unterschiedlich große Behausungen.
Wer ein Wildbienenhotel richtig selber bauen möchte, verwendet entweder Scheitholz in XXL-Format, das etwa 8, 9 Zentimeter tiefe Löcher ermöglicht, halbierte Stammstücke größerer Bäume, mindestens armdicke Äste, oder, wie bei mir, ein etwa ein Meter langes Stück eines Kirschbaumstammes. Andere geeignete, langlebige Holzarten sind Eiche, Esche, Lärche, Buche oder Douglasie und Robinie. Weiche Laub- oder Nadelhölzer wie Birke, Kiefer oder Fichte sind dagegen weniger gut geeignet, da sie nicht lange der Witterung standhalten.
Vom Stück Holz zum Wohnturm
(Galerie-Bilder anklicken für Detailinformationen)
Gleich welches Holz, stets heißt es: Gegen die Faser in das Holz die Nisthöhlen bohren. Diese Nisthöhlen sollten zwischen 2 und 10 Millimeter Durchmesser haben, wobei jene zwischen 2 und 6 am beliebtesten sind. In der Tiefe genügt es, sie in der Länge der handelsüblichen Holzbohrer zu bohren.
Als einfache Vorgehensweise habe ich erst die größeren Löcher gebohrt. Da sich hierfür nicht so viele Gäste finden, wurden die kleineren Löcher in größerer Zahl gebohrt. Man könnte hier schöne Muster anlegen, aber das muss nicht sein. Die ganz kleinen habe ich einfach kreuz und quer zwischen den größeren Nisthöhlen verteilt.
Weiter ist wichtig, dass die ins Holz gebohrten Höhlen im Inneren wie am Rand geglättet werden. Andernfalls zerreißen sich die zukünftigen Bewohner ihre Flügel. Letztlich tödlich für die fleißigen Bauarbeiter/Innen. Im konkreten Fall habe ich die Rinde grob abgeschliffen, dann die Löcher gebohrt und anschließend die Rinde der Vorderseite komplett abgeschliffen. Mühselig, aber lohnenswert für Bienenfreunde (siehe Bild). So habe ich die sich aufstellenden Fasern fast komplett geglättet, nur noch etwas schleifende Feinarbeit an manchen Rändern der Löcher war anschließend nötig.
Das Innere der Löcher muss auch glatt sein. Hierzu habe ich mehrmals den Bohrer rein und raus bewegt, um sicher zu stellen, dass die Innenwände glatt sind. Optional kann ein Bohrer in einer Nummer kleiner diesen Job zuverlässig erledigen.
Tipp: Die Löcher sollten ein paar Zentimeter Abstand voneinander haben. So wird den Bienen etwas „Privatsphäre“ geboten und man verhindert meist zuverlässig, dass das Hartholz reißt, was auch mal passieren kann, erst Recht, wenn es nicht ausreichend zum Trocknen gelagert war. Ich habe 2, 3 Löcher zu nahe aneinander gebohrt, hierdurch und durch die Spannung, die dem Holz innewohnt, entstanden vor kurzem zwei kleine Risse. Das kann passieren, jedoch ist es weitaus weniger dramatisch, als die Risse in den im Handel erhältlichen Ast- und Baumscheiben. Und zur Not kann man die Risse oder Löcher mit einfachem Holzspachtel (für innen und außen geeignet, wie dieser Holzkitt) wieder flicken. Da die Höhlen noch nicht bewohnt sind, werde ich das nachholen.
Jedenfalls habe ich unser Stammhotel für Wildbienen Ende April aufgehängt und mehr als die Hälfte der Wohnquartiere ist bezogen. Hätte ich früher Zeit für die Fertigung gefunden, dann wäre die Besiedlungsdichte noch höher. Denn so früh suchen etwa die Gehörnten Mauerbienen, die wir jedes Jahr zahlreich im nektarreichen Frühlingsgarten begrüßen dürfen, bereits eine Unterkunft für den Nachwuchs. Daher bin ich jetzt bereits gespannt auf das kommende Frühjahr und wer wann in die Höhlen einzieht.
Standort von Wildbienen-Unterkunft & Insektenhotel
Das Insektenhotel sollte möglichst einen sonnigen Standort haben, aber auch eher schattig aufgestellt wird es durchaus angenommen. Ein Schutz vor Wind und Wetter wäre zudem ratsam. Ideal ist ein kleines Vordach – bei uns das des Gartenhauses – oder ein angebrachtes, wetterfestes Dach.
Nektarspender in der Nähe sind kein Fehler und etwas Bodenabstand – etwa einen halben Meter – und eine maximale Höhe von 2 m sind ideal. In unserem Falle hat es unter dem Gartenhaus-Vordach in etwa einem Meter Höhe ein paar Sonnenstunden, ist hier wettergeschützt und hängt keinen halben Meter von den ersten Nektarspendern entfernt.
Alternativen zum selbstgebauten Insektenhotel aus Holz
Selbstgebastelte Nisthöhlen aus Bambusstöcken – etwa 10 cm lang, peinlichst genau an den Kanten geglättet und das Mark sollte ausgebohrt sein –, in eine Dose eingeklebt und aufgehängt oder in einem individuell gefertigtem Holzrahmen mit ein paar Zentimetern Überstand als Wetterschutz erfüllt seinen Zweck. Auch Tonziegel mit runden Löchern, aufgeschichtete, alte Dachziegel, Trockenmauern, usw. – viele Materialien können letztlich verwendet werden; es müssen nur die richtigen sein.
Online habe ich einen Anbieter entdeckt, der für – schlechte – Insektenhotel-Bausätze bereits geschnittene und gebündelte, auf 9 Zentimeter geschnittene Schilfrohrhalme anbietet. Aus den sinnvollen Bündeln kann man beispielsweise Dosen-Wildbienenhotels machen (empfiehlt Werner David im weiter unten aufgeführten Buch) oder aber ein individuelle gefertigtes Insektenhotel in einem Holzrahmen mit jeder Menge Nisthöhlen. Für das Wildbienenhotel in der Dose diese wetterfest lackieren (verhindert allzu schnelles Rosten), ordentlich Holzleim auf den Boden geben, einen Schilfrohrbund in der Dose einkleben und geschützt aufhängen. Das Einkleben macht man, damit die Halme von Vögeln nicht herausgezogen werden können.
Als fertige, funktionale Alternative unter den zu kaufenden Insektenhotels für Wildbienen habe ich lediglich dieses Wildbienennistholz gefunden. Dies ist ein massives, formschönes Stück Stammholz, das wie oben beschrieben gebohrt ist. Laut der Rezensionen muss man es wohl mit Schleifpapier und dem Bohrer in manchen Fällen nachbearbeiten, aber immerhin ist es von den Bruthöhlen und dem Material her richtig. Die unter dem Link zu lesenden Kritiken finde ich unpassend, für eines der wenigen richtig gefertigten Wildbienenhotels, dass man vielleicht mal etwas nacharbeiten muss.
Tipp: Es gibt auch massive Holzbalken/Vierkantholz im Baumarkt. Dieses kann man natürlich auch für ein oder mehrere und wie oben beschriebenes Insektenhotel nutzen.
Insektenhotel selber bauen: 2 Buchempfehlungen
Ich habe hier zwei interessante Bücher liegen, die zahlreiche Selbstbauideen für Wildbienen-Nisthilfen und Insektenhotels liefern sowie jede Menge Hintergrundwissen. Beide sind sehr zu empfehlen, wobei Werner David, selbst Balkonbesitzer, schwerpunktmäßig (aber nicht nur) Bastelideen und vorgefertigte, aber sinnvolle, kleinere Wildbienenhotels zeigt. Seine Makroaufnahmen vieler Bienenarten sind sehenswert.
Wolf Richard Günzel
Das Insektenhotel
Naturschutz erleben
Bauanleitungen – Tierporträts – Gartentipps
180 Seiten, 14 cm × 21,5 cm
Hardcover
ISBN 978-3-89566-300-0
Beim Verlag, im Buchhandel und bei Amazon für 14 Euro erhältlich.
Werner David
Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen
Leitfaden für Bau und Praxis – so gelingt’s
160 Seiten, 15,5 cm × 22 cm
Hardcover
ISBN 978-3-89566-358-1
Beim Verlag, im Buchhandel und bei Amazon für 19,90 Euro erhältlich.
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