Artenvielfalt auf dem Balkon und im Garten fördern: Warum das so wichtig ist
Die Artenvielfalt kann jeder und sollte jeder fördern, der einen mehr oder weniger großen Garten hat. Aber nicht nur dort ist es möglich, Insekten und besonders Bienen zu helfen. Denn mehr als 55 Millionen Balkone und Terrassen gibt es in Deutschland. Was geht da nicht alles in Sachen Artenvielfalt. Schließlich sterben Millionen von Bienen Jahr für Jahr und ihr Schwinden bedroht schon heute die Landwirtschaft. Einer der Hauptgründe für das Bienensterben, neben starkem Pestizideinsatz und dem Parasit Varroamilbe, der auch Wildbienen krankwerden lässt: Immer weniger Futterpflanzen. Das kann man ändern, selbst im Topfgarten.
Gleich die gute Nachricht: Viele Pollen- und Nektarpflanzen* kann man selbst aussäen, direkt ins Beet wie Wildblumenmischungen, in Töpfen drinnen oder draußen direkt säen oder in herrlich praktischen Anzuchtplatten* auf der Fensterbank vorziehen. Und so manches Blümchen sieht auch zwischen Gemüse ganz wunderbar aus, Gemüse übrigens auch zwischen Blumen. Sind es mehrjährige Stauden, dann hat man viele Jahre etwas von der Blütenpracht und gerade viele einjährige Blumen belohnen mit einer langen Blütenpracht.
Klar, je nach Platzangebot, ist es schwer, den Topf- oder Balkongarten fleißig mit sowohl Gemüse als auch bienen- und insektenfreundlichen Blumen zu schmücken. Aber es muss – von beidem – ja nicht sonderlich viel sein. Der Mix macht es aus, selbst auf kleinstem Raum, manchmal ist es sogar vorteilhaft Blühendes und Essbares zusammen in einen Topf oder nebeneinander ins Beet zu setzen. So kann so manche blühende Pflanze beispielsweise Schatten an allzu sonnigen Standorten bringen und damit Salat und Co. vor sengender Hitze etwas schützen, andere wehren Schädlinge und Krankheiten ab.
Artenvielfalt auf dem Balkon und im Garten: Die idealen Blühpflanzen
Es gibt viele Blumen, die sich selbst auf dem Balkon dazu eignen, Honigsammlern als Futterpflanzen zu dienen. In aller Regel sind es einfache Blüten. Der Grund: Gerade Bienen kommen so leicht an den Nektar heran. Dagegen wird es für sie schwer, bei gefüllten Blüten das Innere zu erreichen. Bei manchen Rosen und den nektarreichen Dahlien gelingt es Wildbienen aber dennoch, ins Innere zu kommen und dort Nahrung zu finden. Einige Neuzüchtungen, die ursprünglich einfache Blüten haben, besitzen heute als gefüllte Variante aber oftmals keinen Nektar mehr. Und eine weitere Faustregel: Heimische Blühpflanzen sind super, aber es gibt auch viele nicht-heimische Blüher, auf die Bienen fliegen. Ihr Vorteil in immer milderen Herbstwochen: Sie bieten den spät fliegenden Wildbienen auch dann noch Nahrung, wenn praktisch nichts mehr Heimisches blüht. Als heimisch wird übrigens alles gezählt, was vor der Entdeckung Amerikas um 1492 bei uns wuchs.
Hierzu zählt die hoch hinaus wachsende Patagonische, Argentinische oder Hohe Eisenkraut (botanisch: Verbena bonariensis) genannte Staude. Mit einer Höhe von 1 – 1,5 Metern oder etwas mehr ist der lavendelfarbene Dauerblüher ein wahrer Schmetterlings- und Bienenmagnet. Das Hohe Eisenkraut stammt aus Südamerika. Ebenfalls ein Einwanderer und Insektenmagnet, dieses Mal aus Nordamerika, ist der Scheinsonnenhut, der auch kurz Echinacea (botanisch: Echinacea purpurea) genannt wird. Die bekannte Heilpflanze blüht, wie das Eisenkraut von Hochsommer bis weit in den Herbst, kann auch windige Standorte ab, mag volle Sonne und eher trockenere Erde, denn richtig feuchte. Ideal also für den Topfgärtner. Echinacea gibt es von weiß über rosa bis hin zu dunkelrot.
Ebenfalls gut für die Artenvielfalt sind der wärme liebende Lavendel, die spät blühenden Sedumgewächse wie die Fetthenne, die frühblühenden Fingerhüte, Allium (Zierlauch) und die Akelei, Rittersporn, Cosmeen, auch Schmuckkörbchen genannt, die es in verschiedenen Größen und von weiß bis rosa gibt. Generell sind es typische Bauerngartenblumen und selbstredend Wild- oder Wiesenblumen (gibt es auch als einfach zu ziehende Saatmischungen), die im Garten und auf dem Balkon nektarsuchenden Insekten Nahrung bieten. Ein weiterer Insektenmagnet: Der Flieder, den es heute auch als hübsch blühenden Zwergflieder gibt, der ebenfalls für den Topf geeignet ist. Zwar ist Flieder regelmäßig Grund für Diskussionen – würde sich überall in der Natur ausbreiten, was ich noch nie gesehen habe -, aber das kann man ganz leicht umgehen, indem man die Blütenstände regelmäßig und am Saisonende entfernt. Während des Sommers (beim Sommer- im Gegensatz zum Frühjahrsflieder) fördert dies die Blütenneubildung und im Herbst werden mögliche „Samenverbreiter“ einfach entfernt.
Das Hohe Eisenkraut, Cosmeen, Akelei und Wildblumen – sowie sehr viel andere Topf- und Gartenpflanzen – lassen sich übrigens sehr einfach aus Samen ziehen. Die Aussaat dieser Pflanzen erfolgt von März bis in den Mai. Mit ein wenig Übung und Geduld, gelingt die erfolgreiche Aussaat aber auch mit so Stauden wie der Echinacea oder den zweijährigen Fingerhüten. Und die Aussaat lohnt sich. Kostet ein Hohes Eisenkraut schnell mal 8 Euro für eine Pflanze oder ein Fingerhut auch mal 15 Euro wie ich gestern im Gartenfachmarkt gesehen habe, so sind es bei Samen nur wenige Cent für das gleiche Ergebnis.
Den Fingerhut nennt man übrigens zweijährig, wie beispielsweise auch die Stockrose, da Fingerhüte im ersten Jahr nach der Aussaat (ideal: Juni) nur Blätter bilden und erst im zweiten Jahr blühen, um dann in den allermeisten Fällen abzusterben. Dafür sät er sich zuverlässig aus, werden die Samenstände vor dem Ausreifen abgeschnitten, dann kann es sein, dass er im folgenden Jahr erneut blüht. Doch eine Garantie hierfür gibt es nicht. Der Fingerhut ist allerdings bei Verzehr hoch giftig und schon zwei, drei Blätter zu verspeisen kann tödlich sein. Noch heute wird aus dem Fingerhut das sogenannte Digitalis gegen Herzinsuffizienz gewonnen. Zwar ist er extrem bitter, aber wo kleine Kinder den Garten oder Balkon mit nutzen sollte man auf diese Pflanze eher verzichten.
Weitere Blumen, die die Artenvielfalt fördern
Und es gibt noch viel mehr Blumen, die nicht nur von Bienen, Hummeln, bestäubenden Fliegen, Schmetterlingen und Nachtfalter angesteuert werden. So ist der Blutweiderich eine völlig unkomplizierte Staude hierzu, Strandflieder, Phlox/Flammenblume (Nachtfalter lieben die Blüten!), Duftnesseln, das zeitig blühende, Tränende Herz, einfache Dahlien für den Spätsommer, Sonnenhüte (Rudbeckia), Skabiosen (heimisch oder nicht), allerlei Glockenblumen (heimisch oder nicht) und die größer werdende Zahl an Ziersalbeisorten, Allium-/Zierlauchsorten, Skabiosen oder die in unseren Breiten beliebte Topfpflanze, die Schmucklilie. Nicht zuletzt das sehr früh und lange Blüten tragende Große und Kleine Immergrün. Der anspruchslose Bodendecker blüht fliederfarben oder weiß.
Kunterbunte Bienenpflanzen, Ursprung des Cottage-Gartens und weniger Schädlinge
Es kann selbst oder gerade im Topfgarten auf Balkon und Terrasse richtig schön aussehen, werden Blumen zum Gemüse gepflanzt. Und sitzen insektenanlockende Pflanzen bei Obststräuchern, Erdbeeren oder Tomaten, dann ist ein fleißige Bestäuben garantiert, mit dem Nebeneffekt einer größeren Ernte. Und kommt es mal zum Blattlausbefall oder machen sich andere Schädlinge breit, dann sorgen gerne vorbeischauende Marienkäfer und andere nützliche Insekten wie Florfliegen für deren ganz natürliche Beseitigung. So hat nicht nur der Hobbygärtner etwas von der schönen Blumenpracht, sondern auch nektarsuchende und Schädlinge fressende Insekten.
Bei der „Erfindung“ des klassischen, englischen Cottage-Gartens war die Blütenpracht vor allem aus einem Grund Programm: Mit vielerlei Blumenpracht bestäubende Insekten anlocken, die dann insbesondere die geliebten Obstbäume bestäubten.
Artenvielfalt auf dem Balkon: Auch Kräuter helfen ideal
Es brummt und summt, wenn ich an einem Sommertag mal schnell ein paar Kräuter abschneiden möchte. Der recht früh, wunderschön blau blühende Rosmarin, und der rosablühende Salbei wird von Hummeln erobert, der ebenfalls rosa blühende und über und über mit Blüten bedeckte Basilikumstrauch wirkt wie ein Magnet für Bienen. Auch Schnittlauch bekommt, wenn er blüht, tierischen Besuch. Der kleine (kriechende) Thymian, Borretsch oder Oregano sind ebenfalls toll für die Förderung der Artenvielfalt. Denn diese Kräuter schmecken nicht nur uns, sondern der Inhalt der Blüten auch den vielen fleißigen Honigsammlern.
Mischkultur mit Kräuter und Gemüse: Vorteile der Pflanzenkombination nutzen
Ein weiterer Vorteil diese Kräuter mit anderem Gemüse zu kombinieren, kommt aus der Mischkultur. Schnittlauch schützt beispielsweise Karotten vor der Karottenfliege. Auch die Erdbeere erkrankt dank der ätherischen Öle des feinen Lauchs viel seltener an Grauschimmel. Was übrigens der Knoblauch ebenfalls bewirkt zwischen Erdbeeren. Und wenn es um gefräßige, winzig kleine Würmer in der Erde geht, Nematoden genannt oder die größeren Drahtwürmer, dann sorgen die Wurzelausscheidungen von Ringelblume, Tagetes, Mädchenauge und Sonnenhut dafür, dass das geliebte Gemüse geschützt wird. Schließlich sorgt Borretsch dafür, dass Kohlrabi, Gurke und Tomate besser wachsen, so wie die Ringelblume, die Erdbeeren, Kürbis, Tomate oder Paprika besser wachsen lässt.
Text & alle Bilder (c) JayRB
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Werde Morgen Samen kaufen ,und auf die Geranien verzichten .Danke für den Beitrag.
Im Namen der Insekten… Vielen Dank!!!