Warum sich ein Topf- oder Balkongarten lohnt: Geliebte Tomaten

Tomaten ernten und Aussaatkalender für den August im Garten und auf dem Balkon
Gelingen wunderbar im (größeren!) Topf.

Eigenes Gemüse, knackig frischer Salat, die geliebten Tomaten oder Gurken und etwas Obst – neben all den schönen Blühpflanzen lohnt es sich, ein paar oder mehr Töpfe mit so manchem Essbaren zu bestücken. Salat oder Radieschen im Blumenkasten, die eine oder andere Tomate, Gurke und Zucchini – Vieles gedeiht prima im Topfgarten. Manches sogar besser! Bei den Tomaten habe ich dieses Jahr (2014) nachgewogen. Mit erstaunlichem Ergebnis.

Tomaten im Topfgarten: Warum es sich rentiert und was ist zu beachten?

Tomaten, das waren in meiner Anfangszeit nicht mehr als 18 Pflanzen, von denen nur drei im Beet saßen. Der Rest? Natürlich in Töpfen! Auf dem Balkongarten im Süden oder an der Hauswand im Osten. Da ist ein Treppenaufgang, wie ein Nebeneingang zum Hanggarten und Zugang zu einem kleinen Schuppen. Der Treppenaufgang ist breit genug, um dort zu laufen und trotzdem Tomatenpflanzen und anderes frisches Grün anzubauen. Und das Ergebnis? Nimmt man die Tatsache, dass die Hälfte der Tomaten-Pflanzen winzig kleine Cocktailtomaten waren – drei Sorten, von denen sich die Sweet Aperitif mit drei bis fünf Gramm als die allerbeste herausstellte –, der Rest mittelgroße Tomaten und nur eine Fleischtomate mit maximal 400 Gramm, dann finde ich das Ergebnis des Tomatenanbaus im Topfgarten ganz schön gut. Denn mit etwa 21 Kilogramm Tomatenernte, Naschobst im Vorbeigang nicht inbegriffen, ist das schon ordentlich. Sucht man sich hierbei noch reich tragende und teils größere Sorten aus – es gibt ja Fleischtomaten mit bis zu einem Kilo Gewicht, dann ist selbst bei der Hälfte und weniger Tomatenpflanzen genauso viel zu ernten. Oder bei der gleichen Pflanzenzahl entsprechend mehr.

Die Ausbeute an Tomaten im Topf war nicht schlechter als im Beet, Vielleicht sogar etwas besser. Aber dies ist nicht weiter verwunderlich. Denn wie alle wärmeliebenden Pflanzen hat das „Leben“ im Topf den Vorteil. Die Erde erwärmt sich in dem kleinen Behältnis besser als im Beet, ideal für einen zeitigen Start – Tomaten erst Anfang, besser Mitte Mai nach den Eisheiligen pflanzen – und für eine maximale Nährstoffversorgung. Denn: Was an Nährstoffen in den Topf kommt, das bleibt da auch und kann wohl dosiert werden. Eine Tatsache, die im Beet nicht immer funktioniert, auch wenn es genauso einfach ist, Tomaten Pflanzen direkt im Beet (möglichst sonnig, luftig und gerne etwas geschützt) anzubauen.

Ab 2015 wurde der Topfgarten nach und nach erweitert. Es wurde mehr Platz auf dem Balkongarten und rund ums Haus genutzt. Denn: Tomaten im Topf sind genauso effektiv, wenn nicht sogar ertragreicher als im Beet. Nur ist es wichtig, ein paar Regeln beim Tomatenanbau zu beachten. Mein Tipp: Ab März die Tomaten aus Samen ziehen. Früher muss es echt nicht sein. Wer die immer gängigeren Anzuchtlampen nutzt, kann Ende März anfangen und hat Pflanzen wie ohne dieser Hilfe, die irgendwann im Februar gesät und mit viel Mühe bis Mitte Mai durchgepäppelt wurden. Das ist sehr einfach und die Sortenauswahl selbst in Sachen Tomatensamen in „Bioqualität“ ist ungleich größer als bei gekauften Pflanzen oder Samen im normalen Handel. Noch schöner ist es, alte Tomatensorten zu ziehen. Diese sind oftmals Bio oder natürlich vermehrt, ohne dass die Produzenten sich biozertifizieren lassen. Beißt da mal in so eine alte Tomatensorte rein und erfreut euch an dem richtigen Tomatengeschmack. Schließlich sind doch auch die Namen alter Tomatensorten schon wohlklingend oder spannend. Old-Candy-Striped Yellow, Schwarzer Maurer, Jersey Giant, Grünes oder Green Zebra, Early Wonder, Black Krim, Costoluto Fiorentina, San Marzano, De Berao und wie sie alle heißen mögen.

Dagegen rate ich eher von F1 Hybriden ab. Da werden die Eigenschaften verschiedener Tomatensorten zusammengemixt, nur spätestens bei der Samenproduktion schaut man bei diesen Tomaten – wie anderen Gemüsesorten als F 1 Hybride – nur kariert aus der Wäsche. Denn es entsteht durch die vermischten Eigenschaften nicht mehr das, was man mal geerntet hat. Mein Tipp, ob jetzt alte Tomatensorten oder Bio: Tomatensamen online kaufen und am Besten in Bioqualität. Davon kann leicht und viele eigenen Pflanzen züchten und später dann kostenlos seine eigenen Tomatensamen Sommer für Sommer herstellen. Einfach, kostenlos und in großer Zahl. Wie man Tomaten selber ziehen kann, das erklärt mein Beitrag mit ausführlicher Anleitung und ein paar Tricks zum Tomaten selber ziehen.

Tipps zum Tomatenanbau

Tomaten-Pflanzen im Topf befestigen
Tomaten-Pflanzen im Topf stabil halten ist einfach, erst Recht, wenn er aus Plastik ist. Rechts links zwei Löcher rein, Bambusstange oder Ähnliches mit Kabelbinder fixieren und daran die Tomatenstangen oder ein Rankgerüst. Rechts keimt übrigens Basilikum. Er ist ein guter Begleiter der Tomatenpflanzen. Denn beides schmeckt nicht nur gut zusammen, sondern: Ist der Basilikum gesund, sind es die Tomaten-Pflanzen auch. Diese hier war noch, so nebenbei eine fertig gekaufte Bio-Tomate. Nannte sich Aromatomate, von dem man aber so gar nichts schmeckte.

Ertragreiche Sorte suchen, geht es um maximalen Ernteerfolg. Ideal: Tomaten selbst aussäen ab Anfang Februar, spätestens bis Anfang März. Es gelingt auch später, aber die Ernte fällt dann allmählich geringer aus und nach Anfang Mai ist es nicht ratsam Tomaten zu säen. Selbst aussäen ist einfach – ich werde darüber noch im Januar schreiben – und die Sortenvielfalt insbesondere bei Tomaten geht in die Hunderte.

Einen großen Topf (25 – 30 L Volumen) wählen, anstatt einen kleinen. Ab etwa 60 L Fassungsvolumen oder größer dürfen es auch zwei Pflanzen sein, gerne Basilikum zu ihren Füssen pflanzen. Denn wie bei fast allen Pflanzen die groß werden können gilt: Kleiner Topf, kleine Pflanze, großer Topf große Pflanze. Zumal in zu kleinen Töpfen die Pflanzen im Sommer Stress erleiden, weniger tragen und schneller krank sind.

Nun nur noch die Löcher abdecken, etwa mit ein paar Tontopfscherben und/oder Blähton (guter Wasserspeicher) oder einer Lage Split, damit die Abzugslöcher nicht verstopfen, auf einen ausreichend großen Untertopf stellen und mit guter Erde füllen. Feuchter Blähton und der Split haben zudem den Vorteil, dass der Topf beschwert ist, damit Wind und Wetter gut übersteht. Ein Tipp eines Agraringenieurs zu den Pflanztöpfen: Bei Supermärkten mal nachfragen! Die bekommen ihre Blumen in großen Kübeln angeliefert, bevor sie ihr meist kümmerliches Dasein vor dem Kassenlaufband fristen. Diese Lieferkübel jedenfalls werden in aller Regel im Müll entsorgt, sollen aber gute Pflanzkübel sein. Löcher rein, fertig.

Ost, West und natürlich Süd – alle drei Standorte funktionieren. Es müssen einfach nur ein paar Stunden am Tag Sonnenstrahlen die Tomatenpflanzen erreichen, dann klappt es auch mit dem Anbau. Selbst warm stehende, aber durch eine haushohe Magnolie fast „sonnenstrahllose“ Tomaten haben noch ganz okay getragen.

Weg mit den Blättern bei Tomaten-Pflanzen bis zur ersten Rispe. Das macht sie weniger krnkheitsanfällig von unten her und begünstigt durch Bodenfeuchte und das Pflänzchen darf produziert was wir uns so sehnlichst wünschen: Tomaten.
Weg mit den Blättern bei Tomaten-Pflanzen bis zur ersten Rispe. Das macht sie weniger krankheitsanfällig von unten her und begünstigt durch Bodenfeuchte. Zudem darf das Pflänzchen das produzieren was wir uns so sehnlichst wünschen: Tomaten und reichlich davon, wenn das Laub reduziert wird. Und sieht man gegen Ende dann doch Blätter mit Krankheitsanzeichen: Abschneiden so schnell es geht. Dies kann so manche Ausbreitung oder gar einen Totalausfall bei den Tomaten vermeiden.

Düngen darf man hier aber auf keinen Fall vergessen! Den Tomatenpflanzen im Topfgarten gebe ich hierfür als optimalen Start immer ein, zwei Schaufeln Kompost, welchen man auch ganz einfach in ein Beet einarbeiten kann. Dieser sorgt für eine erste Grundversorgung an Nährstoffen und speichert gleichzeitig sehr gut Feuchtigkeit. Da die Pflänzchen – genauso wie Zucchini, Gurken oder Kürbis recht hungrig sind, gibt es zudem noch etwas Urgesteinsmehl für die Mineralienversorgung sowie Hornspäne für langwirkende Nährstoffversorgung. Gleichzeitig erhalten die Tomaten pflanzen bis etwa Ende Juli Brennnesseljauche als natürlichen Dünger. Brennnessel gibt es sogar als Pulver, für all jene, die das Kraut nicht sammeln wollen oder können. Bis zum Frühsommer einmal wöchentlich mit der verdünnten Brennnesseljauche gedüngt ist gutes Wachstum der Tomatenpflanzen garantiert. Danach gibt es Beinwellkonzentrat als Dünger für Tomatenpflanzen, welches ebenfalls als Pulver erhältlich ist. Beinwell sorgt nun nach dem Wachstumsförderer Brennnesseljauche für besonders reichliche Bildung schmackhafter Tomaten. Das Beinwellkonzentrat kommt ebenfalls wöchentlich ins Gießwasser bis in den Oktober hinein. Erst wenn die Temperaturen so niedrig sind, dass vorhandene Tomaten nicht mehr reifen können, dann wird die Düngergabe eingestellt. Mehr zu den natürlichen Düngern, Tipps und Tricks im Artikel: Ganz natürlich düngen.

Und schließlich: Googelt doch einfach mal nach Anbietern. Da gibt es Dreschflegel (Dreschflegel-Saatgut.de), Bingenheimer Saatgut (Bingenheimersaatgut.de), Michael Schick mit Naturerlebnisgaerten.de, die gemeinnützigen Sortenschützer der Arche Noah (Arche-Noah.at), Bio-Saatgut.de, Bienes-Seeds.de, Karierte Tomaten und noch ein paar mehr. Update 2023: Immer mehr Hobbyzüchter machen einen Shop auf. Es lohnt sich mal zu recherchieren! Wer dort Samen kauft, sie selbst ganz einfach wieder gewinnt und weitergibt, trägt erheblich zum Erhalt der Vielfalt in unseren Gärten und auf unserem Teller bei. Immerhin sind seit 1900 dreiviertel aller Nutzpflanzen verschwunden.

Übrigens: Werden die Tomatenpflanzen etwa Ende Oktober entfernt, dann kann hier Wintersalat wie Winterkopfsalat oder Asiasalat den Platz einnehmen. Gleich, ob im Beet oder im Topfgarten. Wann Ihr den sät, welche Sorten und überhaupt, wie Ihr praktisch das ganze Jahr Grünes für Salat anbaut, das lest Ihr hier.

Bei Fragen einfach mailen an redaktion (at) muhvie.de

Text (c) Jürgen Rösemeier-Buhmann

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4 Gedanken zu “Warum sich ein Topf- oder Balkongarten lohnt: Geliebte Tomaten

  1. Hallo Ihre Tipps sind über den gesamten Anbau-Bereich sehr gut verständlich erklärt. Nächstes Jahr werde ich nach ihren
    Ratschlägen meine Pflanzen anbauen, vielen Dank. MfG B.Seifert

    1. Lieber Bernd,
      es freut mich, dass Sie hier fündig wurden! Ja, das ist mein Ziel, einfach und praxisnah etwas zu erklären. So kann man mit jedem Kenntnissstand mit dem Gärtnern loslegen. Viel Erfolg!

  2. WDanke für die tollen Tipps. Jetzt kann ich meine Tomaten im Blumenkasten auf dem Balkon auch besser behandels; sprich düngen , gießen Pflanzabstand etc. Alles bestens verständlich erklärt.

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