Preisverdächtig: Wenn Landwirte und Imker etwas für Artenvielfalt & Naturschutz unternehmen

Der Veithöchsheimer Hanfmix nach der 1. Mahd (ohne den Faserhanf) sieht gut und sinnvoll aus. Foto: Kornelia Marzini
© LWG Veitshöchheim

In Bayern gab es gerade eine Prämierung, bei der Landwirte und Imker zusammen etwas für die Artenvielfalt und den Naturschutz unternahmen. Da der Imkerei und der Landwirtschaft oft das Gegenteil unterstellt wird, eine gute Sache.

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMLF) fördert ein landesweites Projekt mit Namen „Landwirte. Imker. Miteinander“, das von einer steigenden Zahl an Landwirten durchgeführt wird, mit dem Ziel, die Biodiversität und den Naturschutz gezielt zu fördern, ohne die eigentliche Landwirtschaft aus dem Auge zu verlieren. Wie das geht? Ein Beispiel eines der Gewinner.

Veithöchsheimer Hanfmix anstatt Maisanbau

Maisanbau für die Tierfutterindustrie oder auch für Biogasanlagen ist in Deutschland weit verbreitet. In Zeiten, in denen der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangetrieben wird, nimmt die Biogasproduktion erneut eine wachsende Rolle ein. Denn: Sie produzieren etwa aus Gülle, Gräsern oder eben Mais und sonstigen Grünabfällen Biogas.

Ob man den Maisanbau hierfür nun gutheißen mag oder nicht: Der „Veithöchsheimer Hanfmix“, 2022 übrigens mit dem Bee-Award des Europaparlaments ausgezeichnet, ändert hier vieles. Es ist ein Mix aus Faserhanf (13 % der Mischung) und 30 einjährigen, zweijährigen und mehrjährigen Blühpflanzen, die besonders viel Anklang bei Honig- wie Wildbienen finden. Nicht unerwähnt bleiben darf, dass der Mix vom Frühjahr bis in den Oktober Blüten als Nahrung bietet.

Eines der 2023 prämierten Projekte ist im Landkreis Röhn-Grabfeld zu finden. Hier arbeiten eine Landwirtin und eine Imkerin bereits seit 2017 an einer artenfördernden Landwirtschaft. Auf den Äckern mit dem Hanfmix wurde mal genauer hingeschaut und gezählt, wie viele Wildbienenarten neben Honigbienen hier Nektar und Pollen sammeln. Man kam bei der Zählung auf eine beachtliche Zahl von insgesamt 57 Wildbienenarten, von denen 18 auf der Roten Liste Bayerns stehen.

Am Projekt beteiligen sich mittlerweile 60 landwirtschaftliche Betriebe, und entsprechend eben auch Imkerbetriebe, mit 130 Hektar Anbaufläche. Sie zeigen: Biodiversität, Naturschutz und Biogaserzeugung lassen sich perfekt kombinieren. Denn das mit dem Mix funktioniert wie folgt: Anstatt arbeitsintensiver Mais, der noch dazu einiges an Pestiziden und Stickstoff (z. B. aus Gülle) für die Maximalernte benötigt, wird im Frühjahr einfach die Saatgutmischung, also der Hanfmix, ausgebracht. Das Gute an dem Mix: Er wächst auf jeglicher Art von Boden und ist im regenreichen Süden Bayerns, wie auch im trockeneren Norden des Freistaats. Erst wieder Ende Juli ist Arbeit nötig, dann, wenn der Mix für die Biogasanlage abgemäht wird. Doch auch hiernach blüht die Aussaat erneut und bis in den Oktober auf. Nebeneffekt: Auch Niederwild findet hier einen Unterschlupf, der völlig pestizidfrei ist.

Der Veithöchsheimer Hanfmix hat nur einen Nachteil. Er ist nicht so ertragreich wie der Maisanbau. Doch da kommen gleich 5 große Vorteile der Mischung ins Spiel:

  • Weniger Arbeitsaufwand
  • Verzicht auf kostenintensiven Spritzmitteleinsatz
  • Keine Düngung nötig
  • die Mischung garantiert – ohne Neuaussaat – für 5 Jahre einen Ertrag.
  • Zudem kann sie nitratbelastete Böden regenerieren
  • Und ist für den Anbau in Wasserschutzgebieten geeignet.

Win, win. Abgerundet wird die Attraktivität des Hanfmix-Anbaus mit der Tatsache, dass der Freistaat den Anbau mit 450 Euro pro Hektar fördert. Der Mix wurde übrigens von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau, kurz LWG, entwickelt.

Auch andere Projekte prämiert

In Bayern gibt es aber nicht nur umweltverträgliche Landwirtschaft mittels Hanfmix. So wurde ein weiterer Landwirt und eine Imkerin, der Bauer bewirtschaftet seinen Betrieb als Biolandbetrieb, aus dem Landkreis Kitzingen für ihre Engagement in Sachen Artenvielfalt und Naturschutz prämiert. Der Landwirt baut auf insgesamt 40 Hektar Klee und Luzerne an – beides gute Nektarspender – und bietet 7 Hektar Dauergrünland, das auch stets Nahrungspflanzen wie Klee und Löwenzahn bietet. Diese Flächen machen fast die Hälfte des Agrarbetriebs aus. Auf Seiten der Imkerin kommen noch 3 Hektar Streuobstwiese hinzu.

Ein drittes prämiertes Projekt betrifft ein Bio-Winzer Projekt. Das Projekt „Biobienen im Bioweinberg“ der Winzerfamilie im Landkreis Neustadt an der Aisch arbeitet mit einer speziellen Blühmischung, die zahlreichen Insekten und Bestäubern eine Heimat bietet. Auch hier wird mit Imkern, in diesem Fall ein Imkerverein, zusammengearbeitet.

Besonders hervorzuheben ist der Gewinner des Preises in 2020: die Gemeinde Zandt im Landkreis Cham. Hier haben 20 Landwirte, 4 Imker, die Jägerschaft und, ja, praktisch die ganze Gemeinde, insgesamt 30 Hektar Fläche zum Blühen gebracht. Beeindruckend und einer von zahlreichen Belegen, dass Landwirten wie Imkern manchmal zu Unrecht nachgesagt wird, dass sie nichts für die Artenvielfalt und den Naturschutz unternehmen, diesem eher schaden. Ein kurzes Video aus Zandt:

Weitere Infos zum Veithöchsheimer Hanfmix gibt es unter LWG

Weitere Infos zum Wettbewerb: stmelf.

Print Friendly, PDF & Email
Please follow and like us:
onpost_follow 0
fb-share-icon1
Tweet1
Pinterest7
Share20

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error

Dir gefällt, was du gelesen hast? Bitte weitersagen. :-)