Die Wintermonate sind trüb und düster, selbst bis weit in den April hinein sieht es da mit der Anzucht der geliebten Tomaten, Paprika, Chili oder Auberginen auf der Fensterbank oft ganz schön schlecht aus. Zumal für viele die Fensterbänke meist sowieso nicht ausreichen und/oder einfach zu warm sind. Die Lösung: Anzuchtlampen. Ich hatte ab März zwei verschiedene Anzuchtlampen-Systeme der Marke SANlight im Test. Und vorab: Ich bin mehr als begeistert.
63 Watt, mindestens 15 Zentimeter über die eben frisch bestückten Anzuchttöpfchen hängen und gedulden. Das war die Ausgangsposition als ich die beiden SANlight S2W (LED-Module zur Anzucht und Wachstum im Indoor-Garten. ACHTUNG: Nachfolger SANlight Q1W) für meinen Test in unserer Waschküche – gleichzeitig Heizungsraum, also richtig gut warm – mit kleinem Fenster auf der Nordseite aufgehängt habe. Zudem gab es noch 4 SANlight-Anzuchtlampen der Flex-Serie. Weniger leistungsstark, aber interessant. Hierzu später mehr…
Das Projekt Anzuchtlampen-Test: Ab Ende Februar/Anfang März vornehmlich Tomaten, Chili, Paprika (spät für diese beiden), Basilikum, Zitronengras ziehen. Aber auch Rizinus und einige einjährige Dauerblüher wie die doch sehr träge wachsenden Löwenmäulchen, die man noch dazu im Januar oder Februar aussäen sollte, sowie manche Staude sollten sich unter den Anzuchtlampen prima entwickeln.
Löwenmäuler vergeilen genauso wie Tomaten, Paprika, usw., haben sie nicht die richtigen Bedingungen. Die richtigen Bedingungen heißen: Ausreichend Licht und die Temperatur muss stimmen. Und das ist in den meisten Wohnräumen einfach nicht der Fall.
Die verschiedenen Vorteile der SANlight-Anzuchtlampen
Überall, vom Wohn- oder Schlafzimmer, dem Dachzimmer, gleich, ob Nord- oder Südseite, selbst im dunklen Raum, wie bei uns in der Waschküche beziehungsweise dem Heizungsraum (und später im fensterlosen Kellerraum) sind die Anzuchtlampen von SANlight der ideale Partner. So die Annahme.
Was im Test der Anzuchtlampen herauskam, übertraf wirklich meine Erwartungen…
SANlight-Pflanzenlampen im Praxistest
Nach dem Umzug im späten Winter ging die Hauptaussaat in der ersten Märzwoche los. Die von Chili und Paprika etwa eine Woche früher, also Ende Februar. Eigentlich etwas spät, gerade für Paprika und Chili, die, so die Faustregel, etwa 90 bis 100 Tage nach dem ersten Blütenansatz reife Früchte tragen sollen.
Aber egal, es ging einfach nicht früher. So kamen nach und nach erstmal Paprika und Chili, dann die Tomaten und Löwenmäulchen in die torffreien, 5 cm messenden Anzuchttöpfe mit Anzuchterde. Auch der erste Basilikum, Zitronengras, Moschusmalven und die Einjährigen folgten.
Unser Standort für die Aussaat war die besagte Waschküche, die gleichzeitig auch Heizungsraum mit Pufferspeicher ist. Die Temperaturen liegen hier im Winter stets bei lauschigen 24, 25 Grad. Ideale Bedingungen für die wärmeliebenden Pflanzen, wenn das Licht stimmt. Kein Wunder, dass sie recht fix keimten, Tomaten teilweise in 4, 5 Tagen.
Als Lichtquelle auf der gut 2 Meter messenden Arbeitsplatte waren für die zusammen etwa 200 Tomaten, Paprika, Chili und Blühpflanzen in Anzuchtschalen die 2 SANlight S2W etwa 20 – 30 cm darüber aufgehängt. Gleich vorab: Das wird für später zu viel. So als Faustregel würde ich sagen, dass etwa 40 Pflanzen Jungpflanzen pro S2W wachsen sollten, sodass alle Pflanzen bis Mitte Mai ausreichend Licht haben. Die Herstellerempfehlung für die ausgeleuchtete Fläche: Optimal sei die Lichtausbeute auf einer Fläche von 40 x 60 cm. Mein Praxistest: Wenn man etwa 30 cm+ über die Pflanzen geht, dann geht auch eine etwas größere Fläche.
Aber: Hier (fast) kein Problem, denn die Blühpflanzen zogen ab einer gewissen Größe und bei entsprechenden Temperaturen in 9 cm messende Töpfe mit Pflanzerde um und durften draußen im Gewächshaus weiterwachsen. So waren es nur geringfügig etwas zu viele Tomaten, Paprika und Chili, ein paar Basilikumpflanzen und letztlich 2 Zitronengras, die die Katzen am Leben ließen.
Anzuchtlampen: Tipp zur Aufhängung
Um den Abstand zu den wachsenden Pflanzen einzuhalten kann man entweder ein verstellbares Aufhängesystem wie in den Bildern verwenden oder am besten Ketten für kleines Geld aus dem Baumarkt. Letzteres ist wohl die bessere Lösung. Diese individuell einstellbaren Rollen mit Seilen packten gerade so das Gewicht der Anzuchtlampen von SANlight, waren fummelig und alles andere als stabil.
Beleuchtung mit Anzuchtlampen und Pflege
Die Beleuchtungsdauer lag bei 15 Stunden. Hier ist es praktisch, eine Zeitschaltuhr zu verwenden, sodass die Beleuchtungsdauer exakt eingehalten wird. Tipp: Wie Mensch und Tier auch, so benötigen auch die jungen Setzlinge eine Nachtruhe. Diese sollte 6 Stunden, nicht mehr als 9 betragen.
So, stets gut gewässert und dem Wachstum entsprechen höher und höher gehängt, wuchsen die Pflanzen erstaunlich gut. So gut wie ich es vorher mit allerlei „improvisierten“ Beleuchtungs- und Umstellaktionen definitiv nicht schaffte. Tipp: Die Pflanzen wachsen derart stark (siehe Entwicklung in der Bildergalerie), dass zwangsläufig nach so 6 – 7 Wochen schwach gedüngt werden sollte. Zudem habe ich, nach den Anzuchttöpfen, erst in 9er, dann, soweit ich hatte, in 11 cm Töpfe umgetopft. Aber zur eigentlichen Entwicklung:
Pflanzenlampen im Test: Nach 4 Wochen bereits umtopfen
Gutes Wachstum sei Dank, nach 4 Wochen waren die Tomaten, Paprika und Chili soweit, sie wollen, gut in den Anzuchttöpfen durchgewurzelt, in nährstoffreiche Erde und größere Töpfe. Strenggenommen hätten sie bereits früher die Töpfe wechseln (sollen), aber die Zeit mit der Gartenneuanlage war einfach nicht da. Meine Notlösung: Bereits hierin 1 x schwach und flüssig düngen. 1. Zwischenfazit: Bemerkenswerter Wuchs!
Für die wichtige Umtopfaktion habe ich seit Jahren 9x9x9,5 cm messende Töpfe. Deren rechteckige Form ist ganz praktisch, da die Anzuchttöpfchen hier gut reinpassen. Siehe hier.
Pflanzenleuchten und der Test der SANlight-Leuchten geht weiter
Und dann ging es wirklich los. Man konnte fast schon den täglichen Zuwachs sehen, sicher auch dank dem Eintopfen in Pflanzerde, vor allem aber eben durch das taghelle Licht.
Sprung in Woche 10. Die Tomaten und die Schotenpflanzen wuchsen und wuchsen (Bilder in der Galerie vom 27. April), ja, sie bildeten bereits Blüten. Sowohl an einigen Tomaten wie auch Paprika. Erstaunlich, denn damit war/ist unter Fensterbankbedingungen bei weitem nicht zu denken. Die Pflanzen waren jetzt – mitsamt Leuchten – übrigens in den benachbarten Keller umgezogen (etwa 20, 21 Grad), denn: Das Wachstum war einfach zu stark bei etwa 25 Grad. Zumal es noch drei Wochen bis zum Pflanztermin waren, da wären sonst selbst die 11er Töpfe (siehe etwas weiter unten) zu klein geworden. Tipp in Sachen Licht-Wärmeverhältnis: Generell wachsen Eure Tomaten, Paprika und Co. besser – wenn das Licht nicht ausreicht – in kühlerer Umgebung. 15, 16 Grad, aber dafür hell, ist wesentlich besser, als knallig-warm und mangelndes Licht.
Nach dem Umzug waren die Pflanzen bei nicht gerade unangenehmen 20 Grad auch völlig zufrieden. Dünger, wiederum sehr verdünnt, gab es hier bereits zum 2. Mal, da einige Tomaten deutliche Zeichen von Stickstoffmangel (ganz leicht sich gelb färbende Blätter) zeigten.
Und wieder wurde umgetopft, dieses Mal in 11x11x11 cm Töpfe (siehe hier). Die kleineren Töpfe waren komplett durchwurzelt, die Standfestigkeit der bei passendem Wetter nach draußen getragenen Tomaten bei 30 – 60 cm (sortenabhängig) einfach nicht mehr gegeben.
Für die 2. Umtopfaktion waren diese Töpfe aber fast schon zu klein. 13×13‘er werden wohl meine nächste, langlebige Anschaffung.
Tipp: Die langsamer wachsenden Paprika und Chili können länger in den kleineren Töpfen verbleiben, verkraften diese ganz gut bis zur Pflanzzeit mit 14-tägiger Düngergabe. Aber: Bei ihnen war Handbestäuben angesagt! Trotz der kurzen Wachstumsperiode. Diese mache ich ganz einfach. Immer einen Finger für eine Sorte (! Sonst gibt es unter Umständen Kreuzungen) nehmen und durch die voll geöffneten Blüten fahren. Das genügt meist und das Ergebnis war: Minipaprika und –Chili waren bei der Pflanzung Mitte Mai bereits vorhanden. Das habe ich allenfalls bei Anfang Januar gesäten Pflanzen bis dato, also ohne die professionellen SANlight-Anzuchtlampen erlebt.
Bombastisch: Nach der Anzucht, Erfahrungen mit der SANlight S2W
Mitte Juli. 3 Monate und 14 Tage zählte nun der Kalender, ziemlich auf den Tag genau nach der ersten Aussaat. Die Anzucht mit den SANlight-Pflanzenlampen war ein voller, so nicht erwarteter Erfolg. Zumal: Die Pflanzen nun auch draußen und im überdachten Carport weiter durchstarten und bestens gedeihen.
Große Chilis, die Sorte „Lila Luzie“ könnte ich im schmackhaften lilafarbenen Kleid bereits ernten. Auch staune ich über fast ausgewachsene Paprika (Sorten Sweet Palermo, Spitzpaprika & Chocolate Beauty – siehe Bildgalerie), die ersten Cherrytomaten haben wir geerntet, „Black Plum“ wird jetzt Anfang Juli genauso reif wie Black Krim. Selbst die recht große Costoluto Fiorentina konnten wir in der erstn Juliwoche bereits essen. Und überhaupt: Tomaten, Paprika und Chili hängen voll wie nie. Gurken, nebenbei auch.
Muss man noch mehr sagen? Die SANlight-Pflanzenleuchten im Test – ein voller Erfolg! Zugegeben, die Lampen sind mit etwa 250 Euro pro Stück nicht billig. Günstig für eine sorgenfreie und vor allem erfolgreiche Anzucht allemal! Eines der günstigsten Angebote des SANlight S2W-Nachfolger gibt es hier: SANlight Q1W.
- Technikinteressierte erfahren mehr auf der Seite der Firma SANlight.
- Mittlerweile gibt es neuere, wohl noch effizientere Leuchten von SANlight. Das ganze Sortiment von SANlight findet ihr hier.
SANlight Flex-Serie: Gut & was fürs Vertical Gardening
Im Test in Sachen Pflanzenlampen hatte ich dann auch noch 4 SANlight Flex 10. Die 10-Watt starken Leuchten kann man prima in Reihe schalten. Ihre Strahlkraft ist allerdings nicht so intensiv (weniger Osram-LEDs, lediglich je 10 Watt, optional gibt es die SANlight Flex 20 mit 20 Watt), dennoch als eine mögliche Lösung sinnvoll. 10 – 15 cm über den Pflanzen hängend, gedeihten darunter in meinem etwa 20 Grad warmen Büro Gurken, Zucchini wunderbar, wurden aus Mangel an Platz unter den größeren Anzuchtlampen ein paar Paprika, Chili, Basilikumsetzlinge und späte, vergessene Cocktailtomaten (ab Mitte April gezogen) platziert. Auch die zeitig reifen Gurken (ab Ende Juni) durften unter der Flex-Serie gesund wachsen.
Der Hersteller propagiert die Flex-Serie seine Anzuchtlampen als Zwischenlösung in der Aufzucht – oder vielleicht auch nur für einen guten Start? So meine Idee – und für den Etagenanbau (siehe Link) Meine Idee: Wie auf dem Bild im Link, so könnte man sicher ein Regal mit seinen Setzlingen platzsparend mit den wesentlich günstigeren Leuchten ausstatten. Eine Flex 10 kostet (ohne passendem Steckernetzteil, etwa 35 € – Achtung: Es gibt 2 verschiedene! – und Verbindungskabeln zu etwa 5 €!) in vielen Shops 54,90 €. Gut, das summiert sich auch schnell für eine in die Höhe gebaute Anzuchtstation… Aber auch das lohnt sich und ist vielleicht ein Hilfsmittel für das Vertical Gardening im Indoor-Garten.
Fazit zur Flex-Serie von SANlight: Kleinere Anzuchten gelingen hierunter auch prima. Wer in mehr Pflanzenleuchten der Flex-Serie investiert, kann entsprechend mehr anziehen. Bei größeren pflanzen kommen die Leuchten allerdings an ihre Grenzen.
Indoor Gardening: Mehr und mehr Möglichkeiten
Es findet sich mittlerweile einiges für den smarten Indoor-Gärtner. Bei der Recherche habe ich in einem Artikel über nützliche Gartengeräte zwei weitere Lösungen entdeckt. Die eine ist von Plantui. Dieses Indoor-Gardening-System für die kleine Pflanzenzucht hat bis zu 6 Pflanzmöglichkeiten (das Modell kostet 265 €), wird automatisch bewässert und die LED-Beleuchtung kommt gleich mit nötiger Pausenfunktion von 8 Stunden.
Ein anderes Konzept gibt es (noch) auf Vorbestellung. plantCube heißt die Entwicklung der Münchner Firma agrilution, die optisch irgendwo zwischen einem Backofen (auch von der Größe) und einem Brutkasten einzuordnen ist. Licht, Temperatur und Bewässerung steuert man hier auch mal über das Smartphone. Ich bin gespannt, wenn das interessante Teil zu was für einem Preis 2018 auf den Markt kommt. Und würde auch das gerne mal testen. J
Zudem gibt es zahlreiche andere Anzuchtlampensysteme. So schwören viele Anzieher auf diese Kombinationslampen mit roten und blauen LED-Birnchen. Ich hatte hier mal ein kleineres Modell. Und war sehr unzufrieden damit. Aber es gibt wohl auch bessere am Markt.
Bisher habe ich mir mit allerlei anderen Tageslichtlampen geholfen. Artikel hierüber: Anzucht leicht gemacht: Mit Pflanzenlampen mehr Erfolg. Auch mit wichtigen Basics zu den Lichtverhältnissen allgemein.
Ich bin gespannt, was es in Zukunft noch so alles für das Indoor Gardening geben wird. Die Lampen von SANlight sind für mich jedenfalls ein Highlight. Und weder in der Anzucht, noch jetzt, mitten im Sommer, sahen die Pflanzen je besser aus.
„Alles Tomate!“ Mein Praxishandbuch für alle Tomatengärtner
„Alles Tomate! Natürlich & einfach zu tollen Tomaten aus dem Beet & Topfgarten“ ist mein kompakter Ratgeber der meine Tricks für bestmöglichen Erfolg durch das ganze Tomatenjahr verrät. Anfänger wie Fortgeschrittene finden in dem 42-seitigen Büchlein (100 für digitale Endgeräte wie E-Reader oder Smarphone, auch PC geeignet mit im Link angebotener Software) alles Wichtige, um, ganz natürlich und von der Anzucht über die Pflanzung, mittels natürlicher Dünger und dem richtigen Schutz vor Krankheiten, jede Menge schmackhafte Tomaten zu ernten. Buchbestellung unter „Alles Tomate!“.
(Der Text enthält Produktlinks, die Beispiele darstellen. Wer über die Links doch etwas kauft, hilft dabei, dieses Informationsangebot aufrecht zu erhalten).