Cannabis anbauen: Das ist nun erlaubt und so funktioniert es

Cannabis anbauen Anleitung. Foto: Pixabay.com/7raymarketing

Cannabis kommt in Deutschland bedingt aus der Illegalität. Man darf gewisse Mengen bei sich oder zuhause haben und auch der Anbau ist seit dem 1.4.2024 egal. Und das Interesse in Deutschland scheint gewaltig, glaubt man einer Umfrage mit 5.000 Teilnehmern. Was man alles wissen muss zu den unterschiedlichen Pflanzen, wie das Ganze Indoor und im Garten funktioniert, ein Überblick zum privaten Cannabisanbau.

Warum habe ich folgenden Artikel in die Kategorie „Naturgarten“ eingestellt? Weil der Anbau und die Verwendung von Cannabis nicht nur was für die üblichen Kiffer ist, sondern einen hohen medizinischen Nutzen hat. Natürlich immer erst nach Absprache mit dem Hausarzt verwenden, wenn man meint, dass man die am Ende aufgelisteten Krankheiten und Symptome hat.

Doch nun zum eigentlichen Text.

Das Fachmagazin grow! zitiert eine Umfrage, wonach nach der Legalisierung jeder 10. Deutsche am Anbau von Cannabis Interesse zeigte. Jeder siebte sogar zeigt Interesse an einer Mitgliedschaft in einem der ab 1.7.2024 erlaubten Cannabis-Clubs. Dort soll man in Zukunft Samen, Steckling und eben etwas zum Rauchen als Mitglied erhalten. Der Konsum selbst, stand jetzt, soll dort allerdings nicht erlaubt sein.

Cannabis – Was und wie viel darf man anbauen?

Laut dem neuen Cannabis-Gesetz, das Insider nur kurz CanG nennen, darf jeder Erwachsene nun zuhause 50 Gramm „Rauchmaterial“ haben und maximal 25 Gramm mitführen. Aber: Da zu Beginn der Freigabe die Blüten noch nicht aus der eigenen Ernte von maximal 3 Pflanzen pro Erwachsenen haben kann, ist hier Vorsicht geboten. Junge Erwachsene bis 21 Jahre dürfen maximal 30 Gramm besitzen.

Laut MDR entsprechen 25 Gramm übrigens 80 Joints à 0,3 Gramm. Apropos Joint… Wer auf Tabak verzichten will, kann das Material auch pur über einen Vaporizer* konsumieren.

Wo bekomme ich Cannabis-Samen oder Pflanzen?

Deutschland hat nach der gesetzlichen Freigabe nicht daran „gedacht“, dass die erlaubte Eigenproduktion auch eine Basis benötigt, Samen oder Pflanzen. Allenfalls Modellregionen sollen in Zukunft Shops eröffnen dürfen; auch für rauchbares Material. Daher kommen Samen und Jungpflanzen bis dato aus zahlreichen Onlineshops im Ausland, wie aus Österreich oder aus den Niederlanden. Wer in den Suchmaschinen danach forscht, wird schnell fündig. Der Run darauf ist nach der gesetzlichen Freigabe sehr groß und schnell gab es eine vierwöchige Sendeverspätung oder Produkte sind nicht mehr auf Lager. In den Shops kann man gewöhnlich auf Deutsch recherchieren und einkaufen. Alle Shops geben an, dass sie eine diskrete Verpackung garantieren.

Sortenauswahl: Was heißt Sativa, Indica, Feminized und Auto-Flowering?

Cannabis sativa ist das, was man auch als Nutzhanf bezeichnet. In früheren Jahrhunderten war sein Anbau in Europa gängig, da man daraus Seile, Kleidung oder Papier herstellte. Heute sogar Dämmstoffe mit hervorragenden Eigenschaften in Sachen Kälte- und gleichzeitig Hitzeabschirmung. Heute wird der Nutzhanf wieder auf wenigen Ackerflächen und unter strengen Vorgaben angebaut. Diese gelten, da der Gesetzgeber nicht möchte, dass THC-haltige (das Berauschende) Pflanzen auf einem Acker stehen. Irgendwie verständlich. 😊 Doch es gibt Züchtungen, deren Blüten praktisch THC-frei sind. Diese dürfen dann angebaut werden.

Nicht selten werden Sativa-Sorten mit Cannabis indica gekreuzt, einem Verwandten von Sativa. Sie sollen Geschmack und Wirkung beider Sorten vereinen. Es gibt aber auch reine Sativa- und Indica-Sorten.

Bei „Feminized“ oder auf Deutsch, feminisierte Samen/Pflanzen, handelt es sich um garantiert weibliche Pflanzen, die, anders als die männlichen Pflanzen, die später begehrten Blüten hervorbringen. Sind die Pflanzen oder das Saatgut so bezeichnet, dann gibt es zu 100 Prozent weibliche Pflanzen. Der Anbau wird dadurch einfacher und benötigt letztlich weniger Platz.

Auto-Flowering-Cannabis (auch Automatic-Flowering oder Automatoflowering genannt) sind Sorten, die mit Sativa ruderalis gekreuzt sind. Das habe den Vorteil, dass die Kreuzungen unabhängig und recht schnell nach der Keimung (7 – 12 Wochen) in die Blüte gehen. Dann dauert es zwar auch noch etwas, aber deutlich weniger lange wie bei den anderen „Formaten“.

Weiterer Vorteil der Automatoflowering-Pflanzen: Sie wachsen auch im Freien mit etwa 80 cm eher niedrig, was einen dezenteren Anbau von Cannabis ermöglicht.

Cannabis: Wie funktioniert die Anzucht aus Samen?

Cannabis anbauen Anleitung
Cannabis-Samen keimen schnell und auch die Pflanzen sind sehr wüchsig. Foto: Pixabay.com/Dolomites42

Wer Hobbygärtner ist und sich im Frühjahr Pflanzen im Haus vorzieht, wird mit der Anzucht von Cannabis Pflanzen keine Probleme haben. Da sie keine Störung der Wurzeln mögen, möglichst in Anzuchttöpfen* mit Anzuchterde* hell und warm (20 Grad) vorziehen. Anzuchtlampen* und Zimmergewächshäuser* sind hier sehr hilfreich.

Für den Start der Aussaat der Outdoor-Pflanzen ist etwa Mitte April ein guter Zeitpunkt. Dies ist ausreichend, da das Cannabis-Saatgut schnell keimt und die Pflanzen rasch wachsen. Für die Indoor-Zucht ist, bei entsprechender Ausstattung, die Aussaat jederzeit möglich. Mit Quelltöpfen* gelingt das Ganze natürlich auch. Das Saatgut sollte etwa 1 cm mit Erde bedeckt sein. Keimzeit: 2 – 7 Tage.

Die zweite Methode ist die Quellmethode in feuchten Papiertüchern. Hierzu die Samen in ein feuchtes Papiertuch einschlagen. Damit keine Austrocknungsgefahr besteht, am besten in eine durchsichtige Plastikdose mit Deckel legen. Trotzdem die Feuchtigkeit kontrollieren. Keimzeit: 2, 3 Tage. Nachdem der Wurzelansatz sichtbar ist, vorsichtig herausnehmen und weiter mit Anzuchttöpfen wie oben verfahren. Tipp: Das Wasser sollte zimmerwarm sein und auch der Standort mindestens 20 Grad aufweisen.

Schließlich kann man die leicht keimenden Samen auch rein in Wasser quellen lassen. Dies dauert ebenfalls 2, 3 Tage, bis sich erster Wuchs einstellt. Anschließend mit Töpfen und Anzuchterde weitermachen.

Und danach?

Was ist für den Indoor-Anbau nötig?

Der Anbau von Cannabis Indoor ist sehr gut möglich, aber nur mit dem entsprechenden Equipment. Ganz wichtig: Eine gute Beleuchtung* und eine Grow-Box. In Sachen Beleuchtung hat sich in den letzten Jahren viel getan. So haben etwa LED, die deutlich mehr stromfressenden Natrium-Dampflampen abgelöst und was es da nicht alles gab. Dieses verlinkte Beispiel* erklärt den Wandel auch in der Beschreibung. Wo teilweise auch heute noch 600 Watt zum Einsatz kommen für den Indoor-Anbau, sind in diesem Beispiel nur noch 65 Watt nötig. Tipp: Die Leuchten sollten ein sogenanntes Vollspektrum bieten und in der Beschreibung sollte stehen, dass sie für Wachstum und Blüte ausgelegt sind.

Nicht minder wichtig ist eine Growbox. Alleine schon, weil die Boxen – gibt es in unterschiedlichen Größen – Licht komplett aussperrt. Die in der Regel schwarzen Boxen offenbaren im Inneren eine silberne Folie, die das geschaltete Licht optimal reflektiert. Am übersichtlichsten ist der Kauf eines Growbox-Komplettsets*, die alle benötigten Gimmicks wie Licht und beispielsweise auch Lüfter (u.a. gegen Schimmel) oder gar Filter (gegen den „Duft“) enthalten.

Wachsen die Pflanzen auch im Freien?

Im mitteleuropäischen Klima wachsen die Pflanzen nach dem kalten Frühjahr auch gut im Freien. Für den Outdoor-Cannabisanbau sollte man allerdings die Eisheiligen Mitte Mai abwarten. Ob Indoor oder Outdoor-Anbau, die Pflanzen sind Starkzehrer, also hungrig nach Nährstoffen. Sie bereits beim Pflanzen mit Kompost zu versorgen und dann ab und an flüssig zu düngen, fördert Größe, Gesundheit und Ertrag. Ich persönlich würde sie wie meine Tomaten versorgen.

Wann blüht Cannabis, wann ernte ich?

Cannabis anbauen und Blüte ernten.
Cannabis anbauen und Blüte ernten. Foto: Pixabay.com/tiagosantillan

Autoflower blühen ab 10 Wochen nach der Keimung. Die Ernte erfolgt, je nach Wuchs, ab etwa 4 Wochen später. Damit sind sie im Vergleich zu den anderen Sorten recht früh, denn diese blühen nicht vor August und auf jeden Fall erst, wenn die Tage kürzer werden, da sie sogenannte Kurztagpflanzen sind. Während Autoflower-Pflanzen frühere Ernten ermöglichen, sind Indica- und Sativa-Blüten zwischen September und November erntereif.

Daher ist es auch ratsam, Sativa- und Indica-Pflanzen beim Indooranbau maximal 12 Stunden zu beleuchten. Dem Autoflowering-Cannabis ist das übrigens egal. Auch wenn Pflanzen immer einen Tag-Nacht-Rhythmus schätzen.

Geerntet wird, wenn sich die weißen Härchen an den Blüten verfärben. Braun, orange, rosa, violett – das ist sortenabhängig. Als Faustregel gilt, wenn mindestens 40 Prozent der Härchen verfärbt sind, kann die Ernte beginnen. Mehr als 70 Prozent sollten es für einen hohen THC-Gehalt nicht sein. Darüber – manchmal durchaus erwünscht für ein milderes „High“ – wandelt sich THC in CBN um. Je nach Wunschtermin werden dann der Hauptrieb – bei kleinen Pflanzen – oder die Nebentriebe abgeschnitten und dunkel wie luftig, aber trocken, aufgehängt. Blattwerk für bessere Belüftung entfernen. Der Trocknungsprozess wird etwa 8 Wochen dauern. Dann kommen die getrockneten Blüten am besten in ein Schraubglas und stehen dunkel. Tipp: Ob Ernte oder Blütenauslese, Einmalhandschuhe zu tragen macht wegen dem Harz Sinn.

Exkurs: Was ist CBN / Cannabinol?

  • CBN ist das Kürzel für Cannabinol, der dritte wichtige Inhaltsstoff der Blüten. Er bildet sich aus THC und ist genauso medizinisch interessant wie dieses. Wie einer der Marktführer SensiSeeds schreibt, wird viel Forschung um dessen Wirkung betrieben. Bekannt ist, dass CBN wie ein Sedativum wirkt, etwa in der Stärke von künstlichem Diazepam. Also rein natürlich. Es ist weniger psychoaktiv wie THC, Dafür, soll der Stoff stark entzündungshemmend und antibakteriell Das wurde in verschiedenen Studien mit Nagetieren bestätigt. Bei Nagern mit Asthma bildete sich etwa weniger Schleim in der Lunge. Weitere Forschungen stehen hier noch aus.

 

Was ist beim Anbau von Cannabis zu beachten?

Da die Pflanzen kälteempfindlich sind, sollten sie nicht vor den erwähnten Eisheiligen im Freien gesetzt werden. Im Beet ist ein tiefgründiger Boden (Pfahlwurzler) gefragt, im großen Topf (45 L ideal für maximal große Pflanzen).

Zudem sollten die Hanfpflanzen möglichst sonnig und luftig stehen. Letzteres ist bei den später zu erntenden Indica- und Sativa-Sorten wichtig, da die Blüten bei Dauerfeuchte in einem trüben Herbst schimmeln könnten.

Wie viel Ernte bringt Cannabis ein?

Als Faustregel gilt bei normalen Pflanzen – Autoflowering-Cannabis bringt weniger Ertrag –, dass je Pflanze etwa 100 Gramm Blüten geerntet werden können, was 20 – 30 Gramm getrocknete Blüten ergibt. Tipp: Der getrocknete Zustand ist übrigens der rechtlich relevante. Damit kann es bei drei Pflanzen pro Erwachsenen nach der Trocknung ganz schön eng werden mit der erlaubten Höchstgrenze. Wer die Trockenmasse vor Konsum abwiegt und mehr als 50 Gramm hat, muss den Überschuss strenggenommen über den Kompost entsorgen.

… Noch ein Wort aus der Schmuddelecke…

in der sich Cannabis befindet. Auch wird es immer als Einstiegsdroge bezeichnet. Von harten Kritikern zumeist, denn von langjährigen Konsumenten, Verbandsvertretern und auch Medizinern und Wissenschaftlern kann man da durchaus Gegenteiliges hören. Logisch, in die Hände von Minderjährigen gehört kein Cannabis. Genauso wenig wie Tabak oder Alkohol. Es gibt auch Menschen, denen geht insbesondere der übermäßige Konsum stark auf die Psyche. 10 Prozent der Konsumenten stehen hier wohl in der Gefahr, ernsthaft psychische Probleme zu bekommen. Das hat wohl etwas mit genetischer Veranlagung zu tun, habe ich mal gelesen.

Doch aus medizinischer Sicht hat Cannabis durchaus seine Vorteile. Wenn kein anderes Medikament hilft, dann wird es etwa bei Epilepsie, Narkolepsie oder starken Schmerzen verschrieben. Enthaltene Flavonide dienen als Radikalenfänger und könnten vielleicht so Krebs verhindern. Zudem fördert es das Appetitgefühl, etwa bei einer Aids-Erkrankung, löst Spasmen bei Multipler Sklerose, lindert Übelkeit bei Chemotherapie oder Nervenschmerzen. Viel hat das mit dem sogenannten Entourage-Effekt zu tun. Dies bezeichnet die Medizin so, wenn viele gesunde Inhaltsstoffe in einem Produkt enthalten sind und sich gegenseitig steigern.

Cannabis macht also nicht einfach nur „High“ oder blöd (wie manche behaupten). Aufgrund seiner Inhaltsstoffe ist es von hoher medizinischer Relevanz und kann ruhig als eines der besten Produkte aus der Naturapotheke angesehen werden. Und Patienten mit genannten Krankheiten und Beschwerden profitieren absolut davon, dass sie jetzt ganz legal Cannabis anbauen können. Bedingt ging das vorher auch, aber es war schwierig. Und die Krankenkassen werden zudem entlastet, denn Selbstangebautes belastet nicht das Gesundheitssystem.

 

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