Wir können den Klimawandel nicht so einfach beeinflussen und unsere Pflanzen haben in heißen Sommern schon immer zu kämpfen. 8 Tipps für hilfreiche Maßnahmen und wie wir das wertvolle Nass sinnvoll und möglichst effektiv verwenden.
Omas Regel: 1 x hacken = 3 x gießen
Was meinte Oma mit ihrer Weisheit genau? Stichwort: Regelmäßige Bodenlockerung. Diese wichtige Regel ist essentieller denn je. Wird der Boden zwischen den Pflanzen nicht regelmäßig mit dem Grubber, Kultivator, Sauzahn oder der Hacke gelockert, dann verdichtet er sich irgendwann, sofern er nicht völlig sandig ist. Mein Lieblingswerkzeug hierfür, auch und gerade auf engstem Raum: Die Dutch Hoe* (im Bild hinten), auch Holländische Hacke, Pendelhacke oder Schuffel genannt. Das Gerät im Vordergrund ist ebenfalls zur Lockerung auf besonders engem Terrain gedacht, eine Ringhacke* mit vorne wie hinten geschärfter Klinge.
Auf dieser schnell verkompakteten Fläche läuft einerseits nicht gerade wenig Wasser ab, andererseits kommt weniger Wasser dort an, wo wir es haben möchten, nämlich tief unten an den Wurzeln. Lockert man indes den Boden, selbst im recht dicht bepflanzten Beet, dann bricht man a) die Oberfläche auf, damit Wasser in tiefere Erdschichten gelangen kann und, b), vergrößert gleichzeitig die Oberfläche, sodass insgesamt mehr Wasser aufgenommen wird.
Schöner Nebeneffekt bei lehmig-tonhaltigen Böden: Sie werden im Sommer nicht gleich hart wie Beton und Wildwuchs wird so Einhalt geboten. Doch dabei hilft eine weitere Maßnahme:
Grundvoraussetzung: „Guter“ Boden
Die Gartenerde ist das A und O für gärtnerischen Erfolg. Leider findet man nur selten Idealbedingungen vor und es kostet auch schon einige Jahre, bis etwa ein sehr lehmig-fester oder aber sandiger Boden verbessert wurde. Ein guter Boden steht aber nicht nur für gärtnerischen Erfolg. Mehr denn je ist er wichtig, was den Wasserbedarf angeht und damit die optimale Versorgung der Pflanzen mit dem erfrischenden Nass.
Doch wie bekommt man nun guten Boden? Sandiger Boden wird wasserhaltiger – nebenbei auch nährstoffreicher – und lehmiges Substrat ein stückweit lockerer und damit wassdurchlässiger mit der Zugabe von Humus. Die beste Form von Humus ist Kompost. Und den kann jeder mit dem eigenen Komposter* – besonders beliebt sind Schnell- oder Thermokomposter – herstellen aus ungekochten Küchenabfällen, Laub, feinem Schnittgut, Rasen (aber nur wenig davon!), usw.
Gerade bei einem bestehenden Garten ist es daher sinnvoll, alljährlich eine gewisse Menge von dem „schwarzen Gold“ aufzutragen und leicht einzuarbeiten.
- Faustregel: 3 L Kompost (etwa zwei zur Schaufel geformte Hände voll) pro m² im Jahr. Hier aber weniger nährstoffbedürftige Pflanzen wie Fetthennen aussparen. Letztere neigen bei zu viel Nährstoffen zum Umfallen.
Zusätzlich gut: Eine jährliche Gabe von Urgesteinsmehl* oder Terra Preta*. Beides fördert nicht nur das Bodenleben und düngt organisch. Mit den Jahren – leider dauert das immer etwas mit diesen sanften Methoden – wird die Bodenstruktur und damit das Wasserhaltevermögen deutlich verbessert.
Tipp für Topfgärtner: Bei Trockenheitsproblemen unbedingt Vermiculit* unter die Topferde mischen. Vermiculit ist ein natürliches, wasserspeicherndes Granulat. Bis zur 8-fachen Menge seines Eigengewichtes kann es an Wasser aufnehmen und nach und nach an die Erde und Pflanzen wieder abgeben.
Mulch macht „dicht“
Die Beete mulchen ist eine weitere, sehr effektive Maßnahme, um den Wasserbedarf zu reduzieren, denn das abgedeckte Erdreich verdunstet schlichtweg deutlich weniger Wasser. Als Mulch geeignet ist der klassische Rindenmulch oder Hackschnitzel. Diese organischen Materialien werden in mehreren Zentimetern Dicke rund um die Pflanzen verteilt. Sie halten sehr viel Wasser zurück. Nachteil: Bei ihrer Verrottung binden sie Stickstoff aus der Beeterde, sprich, sie entziehen dem Erdreich mit der Zeit Stickstoff mit dem Ergebnis, das Pflanzen wie Stauden kümmern könnten.
Abhilfe schafft hier vor dem Auftrag eine Gabe von Hornspänen, Hornmehl oder Urgesteinsmehl, welches auf das Beet aufgetragen wird.
Auch gut als Mulchmaterial geeignet ist Kies oder Split. Hier soll allerdings nicht dazu angeregt werden, Schottergärten anzulegen. Vielmehr schafft man mit diesem Material für Pflanzen, die auf trockene, magere und steinige Standorte spezialisiert sind, ein ideales Umfeld. Auf dieses Material sollte man allerdings eher dann setzen, wenn es um die Neuanlage von Beeten mit trockenheitsverträglichen Stauden geht.
Gärtner mit größeren Rasenflächen – oder mit einem Nachbar, der viel davon hat – können auch Rasenschnitt als Mulchauflage einsetzen. Im Gegensatz zu obigen Materialien liefert dieser auch noch Nährstoffe in Form von Stickstoff, was für Pflanzen, die kaum oder keine Nährstoffe benötigen, allerdings zum Nachteil gedeiht.
- Tipp: Rasenschnitt sollte ein paar Tage antrocknen. Nur verwenden, wenn keine samentragenden Gräser oder Wildkräuter im Schnittgut sind und lediglich 1, 2 cm stark auftragen.
Alle Mulchmaterialien haben gemeinsam, dass sie die Verdunstung reduzieren und Wildwuchs unterdrücken. Allerdings verhindern sie auch, dass sich Pflanzen, die sich durch Aussamen vermehren, dies auch machen können (beispielsweise Einjährige oder Zweijährige).
Mehr Pflanzen im Beet spart Wasser
Vielleicht mag es paradox klingen, doch wer möglichst viele Pflanzen in seinen Beeten setzt, der spart Wasser. Man spricht hier von einer sogenannten Dichtpflanzung, bei der 5 – 8 Pflanzen pro Quadratmeter gesetzt werden. Der Grund ist einfach und doch logisch, denn in einem dicht bepflanzten Beet bekommt das Erdreich im Idealfall keine Sonne ab. Dies wiederum hält es kühler und die Verdunstung ist geringer.
Diese Erfahrung habe ich in unserem kleinen, wirklich dicht bepflanzen Garten nicht erst letztes Jahr gemacht. So mussten die gut bedeckten Beete nicht Mal an den heißesten Tagen des Sommers täglich gegossen werden. Und dies, obwohl unser Garten wie ein englischer Walled Garden auch noch von Mauern umgeben ist, was die Wärme mehr als im offenen Gelände staut.
Als kleiner Nebeneffekt, neben dem optischen und dem Wasserspareffekt, haben englische Forscher festgestellt, dass ein dicht bepflanzter Garten gegenüber einem eher spärlich bewachsenen Garten oder einfach der näheren Umgebung im Sommer um drei Grad kühlere Temperaturen aufweist. Und dies macht sich angenehm bemerkbar.
Mehr ist weniger oder wie man richtig gießt
Leider ist es so, dass viele falsch gießen. Während der Topfgärtner in Hitzeperioden täglich zwangsläufig zur Gießkanne greifen muss (auch hier hilft bedingt dichter pflanzen und natürlich Mulch), müssten es die vielen Gartenbesitzer strenggenommen nicht. Warum? Weil vielerorts zwar täglich, aber nicht richtig und ausreichend gegossen wird.
Im Folgenden ein paar Gießregeln:
- Gießen ist an warmen Tagen was für Frühaufsteher. Je früher man gießt, desto mehr Wasser haben die Pflanzen aufgenommen – und sind damit gut versorgt – bevor die große Hitze sich breitmacht. Optional dann gießen, wenn am Abend so langsam die Hitze nachlässt.
- Nah dran am Erdreich sollte man beim Gießen sein. Dann reduzieren sich die Gießverluste. So wird nicht nur vermieden, dass ein Teil des Wassers auf dem Laub landet. Gleichzeitig vermeidet man auch Streuverluste (die es bei Dichtpflanzung allerdings und praktisch nicht gibt). Meine Empfehlung: Ein schnörkelloser (ohne verschleißanfälligem Gelenkkopf) Gießstab*. Man kommt damit tiefer ans Erdreich wie mit der Brause und der Gießstab hat einen angenehmen Strahl.
- Die Menge macht`s. Marianne Scheu-Helgert von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau Veitshöchheim rät dazu, lieber 1 – 2 x pro Woche 10 bis 20 Liter je Quadratmeter Blumenbeet zu gießen als jeden Tag nur etwas.
- Dagegen ist die Wassermenge im Gemüsebeet teilweise geringer. Salat etwa kommt auch mit 3 Litern pro Quadratmeter aus. Weil er aber weiter auseinander sitzen muss, braucht er das öfter.
- Tipp: Finger in den Boden stecken und nicht auf Verdacht gießen. Wird das Erdreich ab dem ersten Fingergelenk feucht, kann man das Gießen bleiben lassen.
- Zusammen mit den obigen Maßnahmen, insbesondere der Bodenaufbereitung und dem Boden lockern, bringt es den Pflanzen weitaus mehr. Der Grund ist einfach: Das Wasser gelangt in tiefere Schichten, dort wo die Wurzeln sind. Oder seien sollten. Wer etwa täglich, aber nur geringe Mengen gießt, lässt die Pflanzen faul werden. Sie wurzeln nicht in tiefere Schichten, die mit dieser Gießmethode unter Umständen auch gar nicht feucht werden.
- Wird jedoch mehr auf 1 x gegossen, dann dringt das Wasser tiefer ein, in Schichten, die nicht so schnell austrocknen. Da „zieht“ es die Wurzeln hin. Ergebnis: Unempfindlichere Pflanzen bei Hitze.
In Sachen Wasserbedarf im Garten ist die „Mehr ist weniger-Regel“ wirklich wichtig.
Rasen adé?
Eine Faustregel besagt, dass Rasen auf einem eher sandigen Boden etwa 2 Mal die Woche 10 – 15 Liter/m² Wasser benötigt, auf schweren Böden 1 Mal wöchentlich 15 – 20 Liter. Das ist in etwa so viel, wie ein schön gestaltetes Blumenbeet schluckt.
Gerade in typischen Gärten in denen die Rasenfläche das grüne Reich flächenmäßig dominiert, ist das eine Menge Wasser. Und dann ist noch nicht garantiert, dass er bei dauerhaften Temperaturen über 30 Grad noch gut aussieht.
Wäre es vielleicht jetzt an der Zeit, sich von einem Teil des Rasens zu trennen? Nicht nur die Wassermenge, auch die damit verbundene Arbeit und dennoch der Frust einer öden, vertrockneten Fläche in Rekordsommern, spricht dafür.
Soll der Rasen doch bleiben,
- dann bitte nicht auf ein englisches Idealmaß herunterkürzen. Wir haben hierzulande ganz andere Bedingungen. Weniger Regen, kein durchgängig maritimes, feuchtes Klima und höhere Temperaturen. 5 – 6 cm Länge verkraftet die Fläche im Sommer besser.
- Ein Mulchmäher macht zwar mehr Arbeit, weil er öfter zum Einsatz kommen muss, doch dafür geben die Rasenschnipsel Nährstoffe zurück und reduzieren die Verdunstung.
- Für die Neuanlage gibt es trockenheitsverträglichere Sorten, meist Trockenrasen* genannt, für die Aussaat. Diese speziellen Gräser haben allerdings deutlich breiteres Blattwerk.
Regenwasser auffangen
Kostenloses, noch dazu sehr weiches Wasser gibt es gratis von oben. Im Gegensatz zum vielerorts harten, kalkreichen Leitungswasser bekommt das unseren Pflanzen viel besser.
Klar, mit einem trockenen Frühjahr wie dieses und mit kleinen, meist blauen oder grünen Regenfässern kommt man nicht weit. Es gibt aber auch größere Regensammeltanks* mit bis zu 1000 Litern für den überirdischen Anschluss. Hier gleich mehrere anzuschließen ist in Zeiten wie diesen genauso eine Überlegung wert, wie der Einbau einer Zisterne, die mehrere Tausend Liter fasst.
Gerade bei Neubauten werden solche Systeme zusätzlich gerne ans Brauchwassersystem wie etwa die Toilettenspülung angeschlossen. Bei unbepflanzten Flächen rund ums Haus ist natürlich auch ein nachträglicher Einbau eine Überlegung wert.
Wir haben so ein Wasserreservoir und es hilft.
Zusatztipp: Nicht nur Gemüsepflanzen vorziehen
Gemüse sät ihr ab dem Frühjahr schön in Reih und Glied, das Saatgut der Sommerblüher wird fleißig auf die Lücken im Beet gestreut? Da fängt der höhere Wasserverbrauch bereits an. Denn diese Flächen müssen ja schließlich feucht gehalten werden.
Ich mache das anders. Sommerblüher werden in kleinen Töpfen vorgezogen und praktisch jedes Gemüse keimt in Topf- oder Anzuchtplatten*.
Das hat zahlreiche Vorteile und beispielsweise wird Schneckenfraß vermieden oder Platz nur mit größeren Pflanzen besetzt (gut für Salatnachschub, während man noch erntet). In Sachen Wasserbedarf ist die Voranzucht jedenfalls unschlagbar. So säe ich in diese kleinen Platten (mit Untersetzer oder eben in kleinen Töpfen) und muss auch wirklich nur diese feuchthalten und nicht das auf Abstand (Aussaat wie Setzlinge) belegte Beet. Bei Gluthitze kann ich die Platten oder Töpfe zudem eher schattig aufstellen, so lange bis die Pflanzen groß genug sind. Im Beet benötige ich für die Bewässerung weitaus mehr Wasser.
Zudem hilft es, auch Gemüse etwas dichter zu pflanzen. Auch das reduziert den Wasserbedarf im Garten und auf Balkonien. Der auf Samenpackungen angegebene Mindestabstand ist bei den allermeisten Kulturen und guter Nährstoffversorgung meist zu großzügig.
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